Garmin Fenix im Test

Hardware und Display

Performance

Die Fenix als einfache ArmbanduhrBevor wir zu den testrelevanten Themen kommen, ein kurzes Wort zur Basisfunktionalität der Fenix: der Uhr. Die Einstellung von Zeit und Datum erfolgt automatisch beim Empfang eines GPS-Signals. Ist über einen längeren Zeitraum kein GPS-Signal verfügbar, beträgt die Abweichung der getesteten Uhr etwa eine Sekunde pro Tag. Wer die Fenix nicht nur beim Outdoor-Einsatz, sondern auch Alltags tragen möchte, sollte deswegen alle paar Tage kurz den GPS-Empfang aktivieren, der Zeitmesser arbeitet danach wieder auf die Sekunde genau.

Im reinen Uhrenmodus beträgt die Betriebsdauer des Akkus laut Garmin etwa sechs Wochen, danach muss das Gerät ans USB-Kabel. Dies deckt sich mit den Erfahrungen während des Tests. Für Fetischisten der Zeitmessung stellt dieser kurze Zeitraum wohl eher ein Unding dar, doch in Zeiten energiehungriger Smartphones erscheint der Wert durchaus akzeptabel. Hinreichend kräftige Handgelenke vorausgesetzt, spricht eigentlich nichts gegen den Alltagseinsatz der Fenix. Angesichts ihrer Größe trägt sie sich überraschend leicht und bequem, manche Gehäuse klotziger Metall-Chronographen machen sich da ganz anders bemerkbar!

Software

Über den unübersehbaren orangen Schaltknopf am linken Gehäuserand gelangt man vom Uhrenmodus ins Gerätemenü, dies dauert etwa zwei Sekunden. Als erste Menü-Option lässt sich mit einem weiteren Druck auf den orangenen Button der GPS-Empfang aktivieren. Alternativ kann man von hier aus weiter in die beträchtlichen Tiefen des Software-Menüs vorstoßen.

Mit Aktivierung des Satellitenempfangs gelangt der Nutzer in den Ausgabebereich zurück. Hier lassen sich profilabhängig über die beiden Richtungstasten am rechten Gehäuserand die Ansichten Uhrzeit, Karte, Kompass, Höhenanzeige, Kalorienverbrauch und Entfernungsanzeige aufrufen. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Ausgaben erfolgt ohne wahrnehmbare Verzögerung.

Die Kartenansicht lässt sich zügig verschieben und skalieren, alles andere wäre angesichts der rudimentär anmutenden Kartenoberfläche auch inakzeptabel. Zwischen der Bedienung von Zoom und Bewegung wechselt der Benutzer jeweils durch Betätigen zweier Schaltknöpfe. Der Wechsel von Nord-Süd- zu Ost-West-Verschiebung und auch wieder zurück gelingt durch zusätzliches einmaliges Tastendrücken. Hört sich in der Theorie kompliziert an, erweist sich in der Praxis aber schnell als intuitiv bedienbar.

Als Zieleingabe für die Navigation stehen Wegpunkte, Geocaches, Tracks, Routen und Städte zur Verfügung. Die Auswahl des gewünschten Ziels aus den in Listenform angebotenen Einträgen erfolgt über die Richtungstasten. Für die Abteilung „Wegpunkte“ (einschließlich Städten), die üblicherweise am besten gefüllt sein dürfte, besteht auch die Möglichkeit des Zugriffs über die „In der Nähe“-Sortierung und eine alphabetische Eingabe. In der Praxis erweist sich angesichts von nur vier zur Verfügung stehenden Eingabetasten und fehlendem Platz für eine Tastaturmatrix im Display die letzte Variante als mitunter etwas mühsam. Man sollte deshalb stets darauf achten, den Datenbestand auf der Uhr halbwegs schlank zu halten.

Der Kompass stellt im praktischen Gebrauch eine häufig genutzte Funktionalität dar. Im rein elektronischen Betrieb erweist er sich als ganz passabel, mit eingeschalteter GPS-Unterstützung erscheint der Kompass deutlich präziser. Einzig der gelegentlich notwendige Kalibrierungsvorgang sorgte zu Beginn für leichte Frustrationen, da die Uhr hierzu nacheinander kunstvoll um alle drei Achsen zu drehen ist.

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Da der Test vor allem im platten Westfalen stattfand, konnte der barometrische Höhenmesser nicht wirklich auf Herz und Nieren getestet werden. Während eines dreitägigen Aufenthalts im Sauerland zeichnete er grundsätzlich passend das Höhenprofil der Touren auf, wobei mitunter offenbar die Höhengenauigkeit des GPS-Signals zu wünschen übrig ließ. Beim Anstieg zu einem gipfelnahen Geocache mit anschließendem Abstieg über die identische Route verzeichnete die Fenix einen Unterschied zwischen Auf- und Abstiegshöhe von knapp 10 Prozent. Eigentlich hätten diese identisch sein müssen. Hier unterscheidet sich die Fenix nicht von durchaus leistungsfähigeren Navigatoren: Höhenmessung scheint eine Sache des Ungefähren…

Nach Veröffentlichung des Tests konnte die Redaktion weitere Erfahrungen mit der Fenix im Hochgebirge sammeln. Die Leistung des Höhenmessers war dabei durchaus zufriedenstellend. Eventuell ist die ursprüngliche Teststrecke im Sauerland schlichtweg zu flach.

GPS-Empfang

Menü: Starte GPS-EmpfangDie Fenix ist für ein GPS-Gerät sehr klein und kompakt gebaut, das lässt bezüglich des Satellitenempfangs keine Höchstleistungen erwarten. So braucht der von Garmin nicht näher spezifizierte Empfänger zumeist zwischen einer und zwei Minuten bis zum GPS-Fix. Das ist nicht wenig Zeit. Danach erweist sich der Empfang aber als stabil und genau. Bei wiederholt abgegangenen gleichen Routen lag die Streuweite in offenem Gelände im Bereich weniger Meter. Passagen durch enge Innenstadtstraßen ließen die deutlichsten Abweichungen erkennen, diese reichten bis maximal zehn Meter. Spürbar bessere Ergebnisse konnten in der Vergangenheit auf gleicher Strecke auch mit deutlich größeren Navigatoren nicht erzielt werden.

Verliert der GPS-Chip vorübergehend den Satellitenkontakt – z.B. in einem Tunnel – findet er nach der Rückkehr ins Freie das Signal innerhalb weniger Sekunden wieder.

Nachgetestet: zum ausführlichen GPS-Empfangstest inkl. Trackvergleich mit anderen GPS-Empfänger…

Akkulaufzeit

Garmin gibt wie bereits erwähnt für den reinen Uhr-Betrieb eine Laufzeit von etwa sechs Wochen an. Das mag branchentypisch eventuell etwas geschönt sein, aber grundsätzlich bestätigt sich diese Laufzeit im Test. Ist der Sensorempfang durchgehend aktiviert, verbleiben laut Handbuch 2 Wochen. Da ein Dauerbetrieb des Sensorempfangs ein eher selten genutztes Szenario darstellt, ist dieser Wert wohl weniger aussagekräftig. Selbst Extremsportler dürften den Akku in dieser Hinsicht kaum vor unlösbare Aufgaben stellen.

 Interessant erscheint dagegen wieder die angegebene Laufzeit für den GPS-Empfang. Garmin nennt hier bis zu 16 Stunden im Normalbetrieb und 50 Stunden im stromsparenden UltraTrac-Modus, bei dem die Erfassung der eigenen Position im Minutentakt erfolgt. Insbesondere für sich langsam und gleichmäßig bewegende Nutzer, wie z.B. (Wasser-)Wanderer, dürfte diese Option bei längeren Touren durchaus interessant sein.

UltraTrac: Einschalten UltraTrac: Bestätigung

Im praktischen Gebrauch variierte die Gesamtlaufzeit nicht unbeträchtlich, häufiger Zugriff auf Kompass oder Karte reduzierte die Betriebszeit spürbar. Allerdings schaffte es die Fenix im Normalmodus jederzeit problemlos über den Tag (bis zu 12 Std.). Nächtliches Laden ist bei intensivem mehrstündigem Betrieb empfehlenswert. Macht der Akku unterwegs trotzdem mal schlapp, reicht bereits eine Mittagspause um den Akku zu regenerieren: So erholte sich ein mit 18 Prozent im kritischen Restbereich befindlicher Akku an der Steckdose innerhalb einer Stunde auf 77 Prozent, was für den restlichen Tagesbetrieb vollauf genügte.

Routing

Wer die Routing-Funktionalitäten der Fenix nutzen will, muss mit dem auskommen, was die Uhr anbietet: eigene Wegpunkte, Routen, Tracks sowie sogenannte GPS-Extras (Geocaches, POI, Koordinaten) stehen als mögliche Ziele zur Verfügung. Doch intelligentes, straßenbasiertes Routing? Fehlanzeige! Das klingt negativ, soll es aber nicht sein. Denn die Fenix kann und will als Navigator nicht mit ihren „ausgewachsenen“ Geschwistern aus dem Hause Garmin konkurrieren. Wer die dort abrufbaren Informationen unbedingt benötigt, ist mit der Fenix wahrscheinlich schlecht beraten. Die Uhr bietet eine reduziertere, zurückgenommene Form des Routings an. So beiläufig wie man auf die Uhr schaut, lassen sich unterwegs die streckenbezogenen Informationen des Geräts nutzen. Die Fenix dürfte damit die erste GPS-Uhr überhaupt sein, die derart komplexe Optionen zur Navigation bereitstellt! Nicht zuletzt Anhänger satellitengestützter Navigation, die gemeinsam mit eher technikkritischen Zeitgenossen unterwegs sind, werden diese dezente Eigenschaft sicherlich zu schätzen wissen.

Routing per TrackAls einfachste Möglichkeit der Wegführung lässt sich ein im Gerätespeicher hinterlegter Wegpunkt (alternativ auch Geocache oder POI) als Ziel nutzen. Der GPS-unterstützte Kompass leitet daraufhin zuverlässig in die richtige Richtung. Mag dieses Verfahren über größeren Entfernungen in Wüsten und ähnlich leerem Gelände auch erste Wahl sein, ergeben sich im dichtbevölkerten und eher kleinteilig angelegten Mitteleuropa daraus mitunter nicht zu unterschätzende Probleme aufgrund überraschend auftauchender Hindernisse. Die ersatzweise Verwendung von vordefinierten Routen vermag hier schon erhebliche Linderung zu schaffen. Doch denkt man konsequent weiter, eignen sich kleinteilig angelegte Tracks wohl am besten für die zuverlässige Routenführung. Werden diese dann mit eindeutig benannten strategischen Wegpunkten kombiniert, erscheint die winzige Fenix-Landkarte durchaus aussagekräftig. Im Wechselspiel zwischen Kompass und Karte erweist sich der so vorbereitete Kleinstnavigator als überraschend hilfreicher Begleiter.

Sind mehrere Tracks im Gerätespeicher abgelegt, erscheinen zunächst alle in der Karte. Beeinträchtigen sich diese gegenseitig bei der Ausgabe durch Überlagerungen, muss man die störenden Tracks einzeln abschalten, das ist manchmal lästig. Alternativ bietet Garmin das aus dem Sportbereich stammende FIT-Format an um Strecken abzuspeichern. Hier wird stets nur die ausgewählte Strecke gezeigt, doch fehlen gegenüber GPX-Tracks die Höhenangaben. Über das FIT-Format erhalten entsprechend interessierte Fenix-Nutzer zudem Zugang zum Online-Community-Angebot Garmin Connect, das die Bereiche Training und Wettkampf erschließen soll.

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