MWC 2012: Kleines Fazit

Nach zwei Tagen mit Licht und Schatten ziehen wir ein kleines Fazit vom diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona …

Nach zwei Tagen auf dem Mobile World Congress (MWC) 2012 in Barcelona ist es an der Zeit, ein kleines Fazit zu ziehen.

Netzdienste und -technologien

Die im letzten Jahr auch für Deutschland angekündigten neuen Technologien wie LTE (Long Term Evolution) sind bereits in viele Mobilgeräte integriert oder stehen kurz davor, denn sämtliche Provider und Hersteller haben schon dicke Dollarkringel bzw. Eurozeichen in den Augen.

Joyn – auch RCS-e (Rich Communication Suite – enhanced) getauft – ist schon seit längerem im Gespräch und wurde gestern von der GSMA (Industrievereinigung der internationalen Mobilfunkanbieter) zum SMS-Nachfolgedienst mit erweiterten Möglichkeiten auserkoren.

Neue Mobilgeräte

Für manche Technik-Freaks verliefen Ankündigungen bzw. Präsentation neuer Mobilgeräte mit Supertechnologie – namentlich Vierkernprozessoren – eher enttäuschend. Zwar waren wieder einmal Etablierte wie LG oder HTC mit vorneweg, dagegen brachte z.B. Samsung bis auf das Tablet Galaxy Note 10.1 nichts Neues zustande, und das von Vielen erwartete oder erhoffte Galaxy S3 fand nicht statt, denn warum solle man ein sich gut verkaufendes Smartphone Namens Galaxy S2 ohne Not durch einen Nachfolger ersetzen (sinngemäßes Zitat eines Samsung-Vertreters; wers glaubt, wird selig). Unsere Nachfragen über einen Launch oder Spezifikationen des Galaxy S3 wurden lapidar mit „no comment“ abgewimmelt. Genau so erging es uns bei Motorola und anderen „big players“, als wir nach zukünftigen Modellen fragten.

Unbescheidener dagegen geben sich aufstrebende Asiaten wie ZTE oder Huawei, die auf Spitzentechnik als beste Werbung setzen und für sich in Anspruch nehmen, als erste mit den (natürlich!) auch derzeit schnellsten Vierkern-Geräten (ZTE Era, Huawei Ascend D) in Erscheinung getreten zu sein. So hofft man wohl, nicht nur als Zulieferer sondern auch als Hersteller Fuß in Europa und Nordamerika, also den „reichen“ Märkten, zu fassen.


Nokia
zeigte mit viel Tamtam sein neues Windows Phone Spitzenmodell Lumia 900 sowie das preislich attraktive Einsteigermodell Lumia 610. Überraschenderweise setzen die Finnen bei dem Gerät mit der derzeit höchstauflösenden Smartphone-Kamera (41 Megapixel) auf das schon totgesagte Betriebssystem Symbian. Spötter behaupten, beim Nokia 808 Pureview handele es sich eher um eine Kamera mit Telefonfunktion als umgekehrt.

Sony verlässt sich nicht nur bei seinem neuen Flaggschiff Xperia S sondern auch bei den kleineren Brüdern Xperia P und Xperia U ganz auf die Designschiene. Einige Besucher schwärmten schon, die neuen Xperias ließen das iPhone 4/4S „alt aussehen“. Panansonic erhofft sich ebenfalls eher mit Design als mit außerordentlichen inneren Werten Zuspruch für sein erstes Smartphone in Europa, das wasserdichte Eluga.

Trend zum Mehrkernprozessor ungebrochen?

Nicht nur nach Auffassung mancher Analysten scheinen die Zeiten der reinen Kern-Gigantomanie abzuflauen. Nach einigen Umfragen interessiert es den durchschnittlichen Nutzer herzlich wenig, ob in seinem Smartphone oder Tablet ein Doppel-, Vier- oder Sonstwie-Kernprozessor seinen Dienst verrichtet; Hauptsache, die Geräte sind einigermaßen schnell, zuverlässig, haben Durchhaltevermögen und vor allem ansprechendes Design wie z.B. „Lifestyle-Handys“. So versuchen viele Mobilgeräte-Hersteller, sich durch „außergewöhnliche“ Merkmale von der Konkurrenz abzugrenzen, sei es durch spezielle Dienste, Designs oder ganze Produktlinien bzw. -familien zur Markenbindung. Die diesbezüglichen Bemühungen des auf dem MWC nicht vertretenen Apple-Konzerns sind natürlich ein exzellentes Beispiel solcher vorausschauenden Strategien.

Ein Überdenken der Multiple-Core-Technologie hat uns auch Qualcomm in einem Gespräch bestätigt. Der renommierte SoC (System-on-Chip) Hersteller zielt mehr auf Ressourcenschonung und hohe Performance, die sich durchaus auch mit  Doppelkernprozessoren erzielen lassen. Dazu gesellen die US-Amerikaner ein intelligentes Core-Management, das die Taktrate einzelner Kerne dynamisch anpasst, um so den Akku zu schonen, falls gerade nicht die volle Leistung benötigt wird. Qualcomm will mit seinen neuesten Doppelkernprozessoren im Benchmarking die Leistung der Vierkernkonkurrenz von nVidia erreicht haben. Natürlich bietet Qualcomm mit der in Barcelona präsentierten Modellreihe S4 (Krait) auch Quadcore-CPUs für Kunden, „die es wünschen“, an. Die Reihe besteht aus neun höchst unterschiedlichen ARM-SoC-Typen mit bis zu vier Cortex-A15-Kernen und wahlweise integrierten LTE-Modems oder neuer Adreno-Grafik, die Taktraten je Kern liegen zwischen 1,0 und 1,7 GHz, später auch über 2 GHz. Auch hier kommt das intelligente Energiemangement zum Tragen.

Navigationssoftware

NAVIGON verspricht ein Update auf die Versionen 4.1 für Android und 2.1 für iOS mit einigen neuen Features für die Zeit nach dem MWC. Außerdem scheint das Überleben der Marke NAVIGON zumindest im Software-Bereich gesichert, wenn nicht sogar gestärkt, wie uns am Messestand versichert wurde.

Route 66 ist erst vor kurzem mit einem neuen Release für Android in Erscheinung getreten (kurz bei unserem Test des Motorola RAZR angerissen). Die Schweizer sind nach wie vor stolz auf ihre AR-Funktion „Follow me“ mit gleichzeitiger unabhängiger Kartendarstellung in Split-Screen-Technik. Sie wollen von zahlreichen Rückmeldungen der User profitieren. So sollen auf deren Anregungen beispielsweise preiswerte Regionalvarianten erscheinen, da einigen Nutzern der Preis von ca. 50 EUR für die „Welt-App“ zu hoch erschien. Darüber hinaus steht die iOS-Version kurz vor dem Markstart, es fehlt nur noch leichtes Feintuning. Allen Versionen gemein ist das kostenlose vierteljährliche Kartenupdate.

Sollte es Neues über ALK Copilot bzw. den weitgehend identischen Falk-Navigator geben, werden wir so schnell wie möglich nach dem morgigen Termin mit ALK berichten.

Fahrzeug-Infotainment

Ford zeigt als einziger auf dem MWC vertretener Fahrzeughersteller mit seiner neuesten SYNC-Linie Festeinbauten der Extraklasse. Schon allein der 8 Zoll große WVGA Touchscreen ist einen Blick wert. Neben der selbstverständlichen Freisprechfunktion fürs Telefon steht die Verbindung zum Smartphone und seinen Entertainment-Funktionen im besonderen „Focus“. Die Sprachsteuerung sämtlicher Funktionen mit über 10.000 Sprachbefehlen stammt von Nuance und die Navigation von TelMap, die gerade von US- auf europäische Verhältnisse umgestrickt wird. Ein USB-Surfstick oder internetfähiges Smartphone verwandelt SYNC in einen WLAN-Router, der die Mitreisenden mit drahtlosem Internet versorgt. Weiteres ist unseren ausführlicheren News zu entnehmen.

Fazit

Gerade im Smartphone-Bereich ist die Verunsicherung der Hersteller spürbar. Reisten  letztes Jahr nur einige wenige „Große“ mit klar definierten Spitzengeräten zum MWC, sind es dieses Jahr wesentlich mehr, die Orientierung suchen, um auf dem knallharten Markt bestehen zu können. Einige bieten ganze Produktlinien an, um möglichen Kundenwünschen begegnen zu können, Andere verlassen sich auf ein oder einige wenige Spitzenprodukte, mit denen sie Nachfrage wecken und formen wollen. Welches Konzept erfolgreicher ist, wird wie üblich die Zukunft zeigen. Die Software dagegen wächst blüht und gedeiht, wie einige phantasievolle Präsentationen in der Halle „App-Planet“ zeigen.

Weitere Informationen:

.

Ein Kommentar zu “MWC 2012: Kleines Fazit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert