Test: Garmin GPSmap 78s im Einsatz auf See

Das Garmin GPSmap 78s in der Praxis

Das Garmin GPSmap 78s liegt gut in der Hand, die Haptik ist hochwertig, nichts knarzt oder knackt. Es besteht durch die abgrundete Gehäuseform ohne herausstehende GPS-Antenne auch nicht die Gefahr, an der Kleidung oder an Leinen am Boot hängen zu bleiben. Das 78s verfügt über einen transflektiven 2,6-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 160 x 240 Pixeln. Dies mag sicherlich nicht mehr zeitgemäß erscheinen und wirkt grobpixelig, spart aber im Vergleich zu Geräten mit größerem Bildschirm deutlich Akkuleistung. Die Ablesbarkeit durch diese Art von Display ist im Gegensatz zu Smartphones oder Tablet-PCs auch bei direkter Sonneneinstrahlung ohne Hintergrundbeleuchtung hervorragend. Je heller es ist, desto besser lassen sich Karten und Daten erkennen. Smartphones und Tablets müssen dies durch volle Beleuchtung ausgleichen, die bei starker Sonne zum Teil nicht ausreicht und eine stark verkürzte Akkulaufzeit zur Folge hat.

Wir hatten in unserem Test eine mit allen navigatorischen Raffinessen (Radarplotter, 2 Kartenplotter) ausgestattete Bavaria 45 Cruiser neuester Bauart zur Verfügung. Der Kartenplotter an Deck war fest an der Kopfseite des Tisches eingebaut, Logge und weitere Instrumente saßen in Verlängerung der Steuerbordlenksäule. Die passgenaue Bootshalterung von Garmin war über ein spezielles hitze- und feuchtigkeitsbeständiges Doppelklebeband aus dem Baumarkt an der Backbordsteuersäule angebracht.

Montage Backbord1 Montage Backbord2

An der Halterung selbst sind im Fußteil für eine dauerhafte Montage an Deck auch Aussparungen für Schrauben vorhanden. Die Befestigung mit Montageband bietet sich aber gerade auf Charterbooten an, da sich am Ende des Törns so auch alles wieder rückstandslos und schadensfrei entfernen lässt. Das 78s wird in die Halterung eingelegt und durch Schließen eines dort seitlich angebrachten Hebels sicher fixiert. Durch die Möglichkeit, die Bildschirminhalte mit Drücken der Taste „Quit“ oder „Page“ zu wechseln, standen uns neben der reinen Kartendarstellung über die Einstellung „Reisecomputer“ die wichtigsten Informationen zu Geschwindigkeit, Tagesstrecke, maximale Geschwindigkeit, Kurs und Distanz zum Ziel auch backbords jederzeit zur Verfügung, ohne die Position nach Steuerbord wechseln zu müssen bzw. ohne dass diese Werte durch Crewmitglieder angesagt werden mussten. Das Garmin GPSmap 78s hat sich hier bei strömendem Regen und Sturm mit überkommender See hervorragend geschlagen. Die Anzeige war stets deutlich ablesbar und vor allem präzise. Bei schwerem Wetter hat das Gerät seine Stärken ausgespielt, da ein an Deck ebenfalls befestigtes iPad in einer Schutzhülle mit Handschuhen nicht mehr bedienbar war. Hier zeigte das 78s, dass Drucktasten jederzeit funktionieren.

78s Pisswetter Ablesbarkeit Regen

Diese Art der Bedienung bietet aber nicht nur Vorteile. Die Routenplanung mit Wegpunkten ist über einen Touchscreen am Smartphone oder Tablet ohne Probleme durch einfaches Antippen und Setzen oder Verschieben des Waypoints möglich. Beim GPSmap 78s muss dies umständlich über den entsprechenden Menüpunkt und über das Steuerkreuz bewerkstelligt werden. Hier sind mehrere Tastendrücke erforderlich. Kurzfristige Umplanungen der Route über ein einfaches Schieben von Wegpunkten sind damit ein sehr zeitaufwändiges Unternehmen. Für eine Routenplanung mit 15 oder 20 Wegpunkten muss hier ein doch etwas größerer Zeitaufwand eingerechnet werden, der am besten in aller Ruhe am Vorabend erledigt werden sollte. Gerade im Zusammenhang mit unserer Regatta, wo schnelles Reagieren und auch spontane Kurswechsel aus taktischen Gründen nötig waren, stellte sich dies zum Teil als problematisch bzw. umständlich dar. 

racing

Die ebenfalls von Garmin gelieferten Seekarten, in unserem Fall BlueChart g2 Mediterranean Sea (HXEU718L), bieten eine verlässliche und sehr gute Abdeckung aller im Bereich der Nautik relevanter Bereiche wie Betonnung, Leuchtfeuer, Tiefenangaben, Hafeninformationen und vieler weiterer Daten. Von einer möglichen Nutzung von OpenSeaMap, einer kostenfreien Möglichkeit zur Kartendarstellung vergleichbar OpenStreetMap, können wir im navigatorischen Bereich auf See derzeit nur abraten, da viel zu wenig Informationen enthalten sind. Diese Karten eignen sich nur für einen schnellen Überblick. Gute Seekarten mit entsprechender Detailtiefe wie die BlueChart g2 sind mit einem Preis von 243 EUR sicherlich nicht als günstig zu bezeichnen, sie sind neben der nach wie vor nötigen manuellen Positionsbestimmung und klassischen Navigation über Papierkarten aber eine Lebensversicherung.

Display Skradin Einfahrt Skradin

Marina Punat Anlegestege Marina Punat Ansteuerung Rab Hafeneinfahrt
Durchfahrt Opat Leuchtfeuer Opat Reiseinfos

Die Tracks werden – sofern die Einstellung aktiviert wurde – aufgezeichnet und können gespeichert werden. Zur Darstellung und Planung von Routen für den Anwendungsbereich an Land stellt Garmin mit BaseCamp eine kostenlose Software zur Verfügung. Die Seekarten können durch BaseCamp allerdings nicht dargestellt und für die Planung verwendet werden, hierfür ist die kostenpflichtige Software HomePort erforderlich, für die ein Betrag von 29 EUR zu Buche schlägt. Allerdings ermöglicht BaseCamp die Darstellung in einer globalen Karte und auch eine Übergabe der Daten zu Google Earth. Hier können dann gefahrene Tracks stufenlos gezoomt und auch archiviert werden. Ein prima Sache!

Basecamp Geo Lembergsburg Basecamp marine

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