HTC One X+: Das Plus an Leistung

Performance und Bedienung

Performance

Glaubt man HTC, soll das One X+ um exakt 67 % schneller laufen als sein schwächerer Zwilling und bis zu 50 % längere Akkulaufzeit bieten. Das Plus an Performance erhofft sich HTC durch eine gesteigerte CPU-Taktrate, höhere Akkukapazität sowie verbessertes Leistungsmanagement, das mit der aktuellen Firmware (u.a. mit Android 4.1.1 und HTC Sense 4+) gleich mitgeliefert wird. Die Taktfrequenz des nVidia Tegra 3 Quad-Core wurde um 0,2 auf 1,7 GHz hochgeschraubt, die Akkukapazität wuchs um 300 auf 2100 mAh und entspricht die der des Samsung Galaxy III. Ansonsten hat sich prinzipiell nichts geändert, sodass die Werbeaussagen zunächst etwas vollmundig klingen.

Akkulaufzeit

Standby- bzw. Sprechzeiten von weit über 400 Stunden bzw. über 11 Stunden klingen vielversprechend. Grau ist alle Theorie, denn schon das HTC One X sollte ähnliche Papierwerte bringen; dennoch hatten manche Tester dessen mangelnde Akkuleistung beklagt. HTC hat inzwischen mit Firmwareupdates nachgebessert, sodass das One X nach Fremdmessungen beim AnTuTu Battery Test bei ca. 480 Punkten landet. Das hochgetaktete, etwas stromzehrendere HTC One X+ mit besserer Batterie soll es auf 485 Punkte bringen, also ungefähr gleichauf mit seinem schwächeren Pendant.

Nach unseren Messungen schafft das HTC One X+ rd. 430 Punkte, wobei solche Werte starken Schwankungen unterliegen. Der Vergleich mit „hochaktuellen“ Geräten wie HTC HD2 oder Samsung Galaxy SII ist allerdings ein Manko des AnTuTu Battery Tests.

Im gemischten Alltagsgebrauch hatten wir das Gefühl, dass das One X+ tatsächlich länger als sein Vorgänger durchhält, einfach weil es später an die Steckdose musste, vor allem im Standby-Betrieb.

Das Gefühl ist nicht rein subjektiv, denn mit der aktuellen Firmware hat HTC ein neues Power Management mit verbessertem Energiesparmodus eingeführt, der unter anderem die CPU bedarfsweise auf 1,3 GHz heruntertaktet, um so den Akku zu schonen. Die „bis zu 50 % längere Akkulaufzeit“ gegenüber dem HTC One X dürfte sich spätestens erledigt haben, wenn das One X mit Android 4.1 und HTC Sense 4+ ebenfalls das verbesserte Energiemanagement erhält – dann geht es nur noch um die erhöhte Akkukapazität.

Rechen- und Grafikleistung

Die höhere Taktfrequenz und verbesserte Abstimmung haben anscheinend Einiges bewirkt. Landete das HTC One X im Quadrant Standard Mischtest noch bei rd. 4900 Punkten (linke Abbildung), schraubt das HTC One X+ das Ergebnis nach unseren Messungen auf knappe 6500 Punkte (rechte Abbildung) – zugegebenermaßen ein Ausreißer nach oben, die Werte liegen sonst regelmäßig um die 6100 Punkte.

Auf jeden Fall sind das Spitzenwerte, die einen ordentlichen maximalen 31 %-igen Leistungszuwachs verraten, ohne an die versprochenen 67 % heranzureichen. So positioniert sich das One X+ noch vor dem Leistungsboliden Samsung Galaxy SIII (ca. 5500 Punkte) und etwa gleichauf mit dem Samsung Galaxy Note II (ca. 6200 Punkte).

Bei genauerem Hinsehen erschließt sich allerdings, dass der Performance-Zuwachs weniger auf gesteigerte Rechen- oder Grafikleistung, sondern im Wesentlichen auf erheblich schnellere Schreib-/Lesevorgänge („I/O“) zurückzuführen ist. Dieser relativ starke Einfluss von „Input/Output“ oder „read/write“ hat den Quadrant Test schon so mancher Kritik ausgesetzt, weil er Benchmarks maßgeblich verfälsche oder Manipulationen unterliegen könne, indem zunächst ins flüchtige, aber wesentlich schnellere RAM statt direkt ins NAND geschrieben werde.

Wer mit dem Test vertraut ist, kann so einem guten Durchschnitts-Benchmark merklich „nachhelfen“. Die fast unnatürlich gesteigerten I/O-Werte des HTC One X+ im Vergleich zum Vorgänger HTC One X – fast das Dreifache – hinterlassen zumindest ein Geschmäckle. So stehen aktuelle Topgeräte wie Samsung Galaxy SIII und vor allem Samsung Galaxy Note II in Teildisziplinen wie CPU, Memory oder Grafik keinesfalls schlechter da, sondern überholen das One X+ teilweise kräftig.

Wie auch immer, bei Qualcomms Vellamo Mischtest setzt sich das HTC One X+ mit über 1900 Punkten (HTML5-Test) bzw. 520 Punkten (Metal-Test) mit an die Spitze. Ein Vergleich mit dem HTC One X ist uns nicht möglich, da zum damaligen Testzeitpunkt der Vellamo-Test in der Version 1.x vorlag; aktuell ist die nicht ganz vergleichbare V2.x.

Ein weiterer beliebter Benchmark-Test – AnTuTu, mittlerweile in der Version 2.x – listet das HTC One X+ ebenfalls weit vorne. AnTuTu reizt die Leistung von Vierkernern aus, allerdings sind die meisten Apps bisher maximal für Dual-Core fit. In der Ranking-Darstellung sollte sich niemand durch Geräte mit selbstgekochter Firmware („Custom ROMs“) und oder übertakteten („overclocked“) Zentralprozessoren irritieren lassen wie z.B. der aufgebohrten 2 GHz-Variante des US-Samsung Galaxy SII (SGH-T889).

GLBenchmark setzt den Schwerpunkt weniger auf die Rechen- als vielmehr auf die Grafikleistung. Da sich grafikseitig beim HTC One X+ im Vergleich zum One X nicht viel getan hat, erwarten wir keine deutlichen Steigerungen, und so ist es dann auch.

Wer näheres Interesse besitzt, möge sich auf die Ergebnisseite von GLBenchmark bewegen, die auch Vergleiche mit bis zu drei anderen Geräten zulässt und zeigt, dass die Konkurrenz von Samsung oder Apple von der Grafikleistung her mehr zu bieten hat.

Beachtlich verbessert zeigt sich das HTC One X+ beim grafiklastigen Nenamark2 Test mit knapp 57 Punkten gegenüber seinem ärmeren Zwilling HTC One X (42,5 Punkte).

Performance-Fazit

Mit dem neuen Flaggschiff One X+ gelingt es HTC, performancemäßig zur Top-Konkurrenz aufzuschließen und verlorenes Terrain zurückzuerobern. Zwar muss es sich in Teilbereichen den Mitbewerbern leicht beugen, setzt sich aber in anderen Leistungs-Teildisziplinen Maßstäbe, wobei die enorm gesteigerten „I/O“-Werte beim Quadrant-Test Anlass zu leichtem Stirnrunzeln geben.


Bedienung

Obwohl das HTC One X+ bereits mit vorinstalliertem neuesten Android 4.1.1 Jelly Bean kommt, wird der durchschnittliche Nutzer den Unterschied zum HTC One X mit Android 4.0 Ice Cream Sandwich kaum bemerken. Das liegt vor allem an der übergestülpten Bedienoberfläche HTC Sense 4.x, die beide Geräte von der Bedienung her fast gleich macht. Während unseres Tests begann das Rollout für das HTC One X Update auf Android 4.1 mit HTC Sense 4+ (AKA HTC Sense 4.5), sodass nunmehr beide Geräte identisch zu bedienen sind. Im Übrigen  verweisen wir auf unseren Testbericht des HTC One X.

Stark verbessert zeigen sich die Geschwindigkeit beim Durchblättern und Scrollen sowie die implementierte Sprachsteuerung und -erkennung, die erstaunlich gute Resultate liefern. Natürlich ist auch Gestensteuerung einschließlich Dreifinger-Schleuder zur Übertragung von Videos auf das TV-Gerät mit an Bord.

Nach wie vor leicht schlecht gelöst ist die Beleuchtung der unteren Sensortasten („Touch Keys“). Die Funktion der Tasten-LED wird ausschließlich über den Helligkeitssensor gesteuert und ist vom Nutzer nicht zu beeinflussen, die Nachleuchtdauer ist minimal; vermutlich will HTC damit den Akku schonen. Hier warten die ROM-Kocher schon auf ihren Einsatz.

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