Locus Map auf Samsung-Smartwatch

Die Android-App Locus Map hat sich über die Jahre zum Schweizer Taschenmesser der Tourenplanung und Navigation entwickelt. Wir haben die Koppelung mit einer Samsung-Smartwatch getestet.


Neben den vielfältigen Funktionen bis hin zu Einbindungsmöglichkeiten von Karten haben die unermüdlichen Locus-Programmierer im Frühjahr 2019 ihre Software auf die Samsung-Smartwatches Gear S2, Gear S3 und Galaxy Watch gebracht. Dort läuft nicht das klassische Android Wear, sondern das Samsung-eigene Betriebssystem Tizen. Im Samsung Store sind Apps für die Outdoor-Navigation eher rar. Kein Wunder, denn die ersten Gear-S-Modelle waren zwar bereits spritzwassergeschützt, besaßen aber keinen GPS-Empfänger und waren somit komplett auf die Kopplung mit dem Smartphone angewiesen. Mit der Gear S3 (ab 2016) kam ein GPS/GLONASS-Empfänger hinzu, die Akkulaufzeit stieg auf etwa drei Tage. Die Galaxy Watch (Ende 2018 erschienen) bot zusätzlich LTE, navigationstechnisch aber keine Verbesserungen. Neuester Spross ist die gerade vorgestellte Galaxy Watch Active 2, die im September ausgeliefert werden soll.

Samsung Gear bewährt sich nicht nur im City-Einsatz

Dabei können sich die Gears auch bei Outdoor-Touren behaupten. Eine Gear S2 läuft bei uns schon seit Jahren im täglichen Gebrauch und problemlos auch bei Rad- und Wandertouren. Wer es klein und dezent haben möchte, könnte sich eine gebrauchte Galaxy Gear S2 zulegen (die gibt es noch in diversen Gebraucht-Stores). Die Gear S3 hat mit ihrem 46-mm-Display mächtige Ausmaße erreicht, aber Kartenfans werden dies honorieren. Der Straßenpreis liegt je nach Ausführung bei etwa 180 bis 250 Euro . Die neue Galaxy Watch gibt es in 42 und 46 Millimetern, inzwischen ab 220 Euro. Für die Galaxy Watch Active 2 werden je nach Gehäusegröße, – material und Ausstattung (LTE) zwischen 299 und 449 Euro fällig.

 

Links: sehr komfortable Navigation durch farbige Tracklinie, Abbiegehinweise und Distanzangabe zum nächsten Abbiegepunkt. Mitte: auch bei nicht aktiver Navigation wird durch die Trackaufzeichnungslinie (rot) sehr schnell deutlich, wenn man sich von der geplanten Strecke (blau) entfernt hat. Rechts: das Setzen von Wegpunkten unterwegs ist möglich (roter Pfeil), sie können in der Smartphone-App mit Informationen versehen werden.

Nur wenige Outdoor-Navigationsapps

Schon vor einigen Jahren hatte komoot ebenfalls eine App für die Tizen-Modelle veröffentlicht, deren Hauptfunktion auf der Navigation per akustischem und optischem Abbiegehinweis (also Vibration und Richtungspfeil mit Entfernungsangabe) beruht. Dies konnte uns bei einigen Wanderungen nicht sehr überzeugen, denn bei der komoot-App fehlt der Kartenhintergrund mit einer Tracklinie – nur mit Abbiegepfeilen ist eine Navigation im Wald eher Glückssache.

Links: Orientierung auf der Locus-App. Der Kreis mit dem Punkt zeigt den eigenen Standort an. Mitte: durch die sehr detaillierte und mit der Lünette zoombare Karte findet man auch auf dem kleinen Display schnell den Weg zur geplanten Tour. Rechts: die Karte ist sowohl in Bewegungsrichtung als auch genordet darstellbar.

Sehr durchdachte Funktionalität

Die Locus-App erfreut mit zahlreichen Funktionen – vor allen Dingen mit einem Kartenbild, das über die Lünette schnell zoombar ist, in Bewegungsrichtung  gedreht werden kann und vor allen Dingen eine deutliche Tracklinie zeigt. Die Gear selbst dient nicht nur als Display, sondern kann die App auch steuern. Die Positionierung über GPS und die Navigation im Hintergrund laufen auf dem gekoppelten Smartphone mit der aktiven Locus Map-App. Per Bluetooth sendet das Smartphone seine Informationen an die Uhr.

Links: sehr deutlicher Tourenverlauf durch grünes Start- und rotes Zielsymbol sowie eine deutliche transparent-blaue Linie. Mitte: auch in verschiedenen Zoomstufen bleibt die Karte übersichtlich. Rechts: sehr hilfreich auch bei Stadtspaziergängen im Ausland.

Tracknavigation mit Abbiegehinweisen

In der Praxis funktioniert dies sehr einfach: Locus-App auf der Gear starten, dann wird automatisch auch die Locus-App auf dem Smartphone aufgerufen. Umgehend erscheint eine Karte auf dem Gear-Display (als Spiegelung der jeweiligen Karte auf dem Smartphone), und die eigene Position wird durch einen Kreis angezeigt. Bei ungenauem GPS-Signal wird der Kreis größer und gestrichelt. Geht man los, erscheint die Laufrichtung durch einen deutlichen Pfeil. Eine spontane Navigation (also ein Routing über eine Zieleingabe) ist über die Gear nicht möglich. Hat man jedoch vorher auf dem Smartphone eine Strecke erstellt und diese als Track aufgerufen, erscheint genau dieses Bild auch auf der Smartwatch. Die Führung kann einerseits auf eine Tracklinie beschränkt werden, aber auch mit Abbiegehinweisen erfolgen (allerdings ohne Sprachausgabe).

Links: über die seitlichen Smartphone-Tasten wird das Menü zum Start der Aufzeichnung aufgerufen. Mitte: die Aufzeichnung kann für verschiedene Aktivitätsarten (Gehen, Laufen, Radfahren etc.) erfolgen. Rechts: Steuerungsmenü für Aufzeichnung und Wegpunkte.

App-Start durch die Watch

Mit der oberen Funktionstaste (seitlich an der Gear) wechselt man in das Funktionsmenü und kann beispielsweise eine Trackaufzeichnung starten oder einen Wegpunkt setzen. Standardmäßig werden drei individualisierbare Datenfelder auf insgesamt zwei Bildschirmseiten angezeigt.

Links: Meldung über hinzugefügten Wegpunkt. Mitte und rechts: Datenfelder für die Streckenaufzeichnung, können auch unterschiedlich bestückt werden.

Locus Map fordern Einarbeitung

Diese Art der Orientierung, Navigation und Dokumentation erfordert allerdings Einarbeitung in die komplexe Welt der Locus / Locus Pro-Welt, die durchaus das Niveau einer Photoshop-Software hat: zahlreiche Funktionen sowie vielfältige Einstellungsmöglichkeiten, die den Einsteiger komplett überfordern. Unser Tipp dazu: Die für die Tracknavigation notwendigen gpx-Dateien könnte man auch mit einem anderen Programm erzeugen, einer fertigen Quelle entnehmen (beispielsweise einem Tourenportal) und dann einfach in Locus importieren. Dann sollte man sich noch mit der Kartenauswahl von Locus Pro beschäftigen, die übrigens auch ein großes Repertoire an (teilweise kostenpflichtigen) Offline-Karten bereithält. Also: gpx-Datei in Locus Map importieren (dann erscheint sie dort standardmäßig), Karte auswählen (zum Beispiel Outdoors für Wandern und Fahrrad), fertig. Wichtig: Die Samsung-App gibt es in zwei Ausführungen, je nachdem, ob man Locus Map free oder Locus Map Pro nutzt.

Gut im Sonnenlicht

Sogar im hellen Sonnenlicht konnten wir uns ohne Probleme mit der Gear orientieren. Zwar reicht das Display bei weitem nicht an die transflektiven Bildschirme der Garmin-Smartwatches heran, aber beim Wandern ergibt sich meistens eine Möglichkeit, die Uhr im leichten Schatten zu betrachten. Am Fahrradlenker hingegen könnte dies schon so hinderlich sein, dass man doch lieber auf ein Gerät mit geeignetem Display zurückgreift. Zudem erfordert eine Smartwatch häufig die zweite Hand zur Bedienung, in unserem Fall zum Zoomen und Verschieben der Karte sowie zur Bedienung der seitlichen Tasten.

Energieverbrauch erfreulich gering

Selbst bei der kleinen und betagten Gear S2 hat uns das Energiemanagement mit der Locus-App positiv überrascht. Will man sicher gehen, rechnet man mit 15 % Energieverbrauch pro Stunde (wenn die Systeme auch in der Pause weiterlaufen). 6-7 Stunden Wandern ist dann schon drin – die Powerbank sollte aber dennoch mit dabei sein und in der Pause auch genutzt werden.

Eigentlich ist die Ladeschale der Gear S2 nicht für den Outdoorbereich gemacht, sollte aber bei mehrstündigen Touren nebst Powerbank immer dabei sein

Einfach praktisch

Nun könnte man natürlich fragen: Wenn das Smartphone sowieso dabei sein muss, warum sollte man dann zusätzlich noch eine Smartwatch starten? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Weil die Orientierung über das Uhrendisplay schnell und effektiv erfolgt. Wenn man die Hand hebt und zum Körper dreht (also der typische Uhrenblick), wird die Uhr aktiviert, der Kartenausschnitt erscheint auf dem Bildschirm. Schneller und einfacher ist eine digitale Orientierung beim Wandern kaum vorstellbar.
Das Smartphone kann mit inaktivem, also stromsparendem Bildschirm in der geschützten Tasche verbleiben, während die wasserdichte Samsung Gear/Galaxy Watch auch im Regen Standort und Wegeverlauf zeigt.

Unser Fazit

Für Stadtspaziergänge und Tageswanderungen ist die Orientierung mit der Locus App und einer Samsung-Smartwatch erstaunlich gut geeignet. Die Handhabung der App auf der Smartwatch bietet alle wichtigen Funktionen für Orientierung, Navigation und Dokumentation, ist schnell zu erlernen und sicher zu beherrschen. Software-Abstürze erlebten wir nicht, das System reagierte immer zuverlässig und sehr flüssig – ein großes Lob an die Locus-Programmierer! Möchte man sich von der Smartwatch navigieren lassen, muss man die entsprechende Strecke vorher mit Locus geplant oder per gpx-Import auf die Locus App übertragen haben. Die Aufzeichnung von Strecken funktioniert einfach und in ähnlicher Genauigkeit wie bei einem GPS-Gerät. Begrenzt wird der Outdoor-Einsatz von der Akkulaufzeit der Smartwatch und natürlich auch der des Smartphones. Sehr kundenfreundlich: beide Apps sind kostenlos.

Für mehrtägige und harte Outdoor-Touren sollte man sich allerdings eine andere Smartwatch zulegen, und hier liegen die Garmin-fenix-Modelle durch ihre Navigationsfunktionen, transflektiven Bildschirme und Kartenfähigkeit (5er Serie) weit vorne – allerdings auch mit ihrem Preis.

Hier ist die offizielle Information von Locus Map dazu.

19 Kommentare zu “Locus Map auf Samsung-Smartwatch

  1. Hallo, danke für den tollen Artikel – ich hatte Locus noch gar nicht auf dem Schirm und bisher nur apemap, outdooractive und komoot genutzt- letzteres weil es auch smartwatches unterstützt, und so eine würde ich mir gerne zulegen.

    Habt Ihr die Galaxy Watch Active 2 schon mit Locus testen können? Laut dem Forum von Locus gab es mit der alten Active wohl Probleme und ich konnte keinen Hinweis finden, dass diese Probleme gelöst worden wären…

    Würde mich über eine Nachricht von euch freuen, weil es mir schon in den Fingern juckt nach

    1. Das Addon wird nicht einmal angezeigt im Galaxy store, wenn man eine active 2 hat.
      Ergo ist sie, wie bei vielen Apps, noch nicht kompatibel.

  2. Hallo Zusammen, hat wer Erfahrungswerte mit der Active 2 und dem Huawei 20 Pro Light Smartphone?

    Ich habe gerade die Garmin Vivoactive 3 Music daheim, finde aber kein Lösung für eine Kartendarstellung auf der Uhr, weder it dwMap oder Locus Map.

    Ich freue ich auf Expertentipps

  3. Hallo zusammen, ich habe Locus Maps pro auf meinem Sony Xperia Android Smartphone in Betrieb. Nun möchte ich Locus Maps pro auch auf meine Samsung Galaxy Watch active 2 nutzen. Wie gehe ich da vor?
    Vielen Dank für eure Hilfe.

    1. Hallo! Installier einfach Locus map pro auf das Handy (wie jede andere App). Danach installierst du über den Samsung Watch store die Watch Software (einfach im Store “ Locus“ über die Suchfunktion eingeben). Aufpassen dass du bei beiden Installationen die „pro“-Version nimmst.
      Viel Spass!

      1. Hallo Florian,
        danke für deine Hilfe. Es hat alles wunderbar geklappt. Locus Map läuft nun auch auf meiner Smart-Watch einwandfrei.
        Viele Grüße
        Sigurd

  4. Hallo, gibt es auch die Möglichkeit einer Kartennavigation ( also mit locus, komoot oder ähnlich ) für die active 2 mit LTE ohne das smartphone zu koppeln ?
    ich würde gerne nur mit der ohne losfahren und das smartphone zu Hause lassen.
    Falls das mit active 2 nicht geht, kennt jemand eine smartwatch bei der das möglich ist ?
    Matthias

    1. Hallo, also ich hab da bisher im gleichen Preissegment nur die Casio Pro trek gefunden, die kann aber nur open street maps (OSM-Karten). Für´s Gelände sind da meist nicht alle Trampelpfade mit drauf.
      Smartwatches mit richtig gutem Offline-Kartenmaterial sind dann meist von Garmin oder Polar und in der 500€-Liga

  5. Hallo – ich habe eine Samsung active 2 und beide pro – Versionen von Locus installiert. Alles funktioniert – jedoch die Karten werden alle dunkelblau angezeigt. Ich habe bereits diverse Einstellungen und Neuinstallationen ausprobiert – nichts funktioniert. Kann mir jemand helfen?

  6. Hallo,

    bei einigen Test wird von einer Anzeigeverzögerung der Map von Smartphone auf Smartwatch von einigen Sekunden berichtet. Leider fehlt immer der Hinweis wie alt Soft- und Hardware ist. Deshalb die Frage hier: Ist das mit der Galaxy Watch Active 2 auch so oder gibt es keine merkbare Verzögerung zwischen Smartphone und Smartwatch? Ich schwanke zwischen Galaxy Active 2 oder der Garmin Venu. Eine Anzeigeverzögerung würde mich vom Kauf abschrecken, da ich die Uhr nur dafür kaufen würde.

    Ich hoffe jemand kann da seine Erfahrung kund tun.

    Danke.

    Grüße

    Ingo

    1. Hi Ingo,
      bei mir (Active 2 und CAT S61) geht es mit einer kaum wahrnehmbaren Verzögerung, ich hab allerdings als Kartenmaterial die LocusMap Bayern als Offline-Karte heruntergeladen. Kann sein, das das beim online-Kartenmaterial einfach etwas länger dauert mit herunterladen und übertragen auf´s Handy

  7. Hi
    Ich hab viele Jahre Apemap auf dem Handy benutzt. Das war für mich der einzige Weg weil ich auf ein am Lenker montiertes Navi keine Lust habe. Für schnelleres navigieren habe ich schon länger eine Smartwatchlösung gesucht aber keine brauchbare App gefunden. Bis ich auf diesen Artikel gestoßen bin. Das ist genau das was ich gesucht habe! 🙂
    Hab Locus gleich auf meinem Handy installiert und erstmal ausprobiert ob die verfügbaren Karten und meine bisherigen Tracks wie gewünscht funktioneren. Und das tat es darum musste einen Tag später eine Uhr her. Samsung Galaxy Watch ist es geworden

    Ich habe die Uhr jezt 2 Wochen und um es auf den Punkt zu bringen es funktioniert so wie ich es mir vorgestellt habe und ich mag nur noch so navigieren! 🙂

    Hier ein paar Punkte:
    – Wenn man auf die Uhr blickt kann der Kartenaufbau leicht verzögert sein (< 1 Sekunde), stört aber überhaupt nicht. Bei schwachen Netzwerk ist eine Offlinekarte vielleicht besser (fehlt mir aber noch die Erfahrung)
    – Der Akkuverbrauch ist wesentlich geringer als oben angegeben. Ich hatte selbst nach 6 Stundentour noch über 70% Restkapazität
    – Display ist auch bei intensiver Sonne problemlos lesbar
    und was Locus nicht kann:
    – Tracks planen/zeichnen geht mit Apemap oder Apemap Desktop hundertmal besser

  8. Hallo,..

    Habe ich selbst besitze Gear S3 und Handy Xiaomi lite 8.
    Und benutzte ich auch locus map und navigieren auch mit Handy. und möchte ich auch auf Smartwatch Gear S3 mit Locus Map Navigieren.
    Frage: Wie geht es mit einblenden und aus blenden bei turn-by-turn navigation?
    oder nur auf dauer an oder wie?
    Mfg
    Jan

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