Smarter Fahrradhelm Livall BH51 im Praxistest

Auch Fahrradhelme werden immer Smart. Livall hat mit dem BH51 den Nachfolger der BH60/62-Modelle mit moderner Optik, neuer App und optimiertem Lenkerschalter auf den Markt gebracht. Wir waren mit dem Helm unterwegs und haben uns die smarten Funktionen genauer angesehen …

Ein Fahrradhelm mit eingebauten Lautsprechern – das trifft den Wunsch vieler Radler, die sich gerne über Sprachanweisungen lenken lassen. Genau wie im Auto. Natürlich geht das ebenso mit Bluetooth-Headsets, die es inzwischen auch in Outdoor-Ausführung gibt. Aber diese Sportler-Headsets verschließen in der Regel den Gehörgang und passen nicht immer optimal für das individuelle Ohr. Ein Helmlautprecher hingegen hat keine Passprobleme, ist immer dabei und lässt die wichtigen Verkehrsgeräusche auch noch deutlich ans eigene Ohr heran. Schon diese eine „smarte“ Funktion löste bei viele Radlern auf den Messepräsentationen großes Interesse aus – der Livall-Helm bietet aber noch deutlich mehr.

Auf der Eurobike 2016 stellte Livall mit seinem Vertriebspartner Ciclosport als Deutschlandpremiere die ersten smarten Fahrradhelme vor, mit den Modellbezeichnungen BH60/62. Ein Jahr später erschienen die Nachfolgemodelle BH50/51. Diese smarten Kopfschützer bieten eine ganze Reihe von Funktionen – vom Headset über LED-Abbiegehinweise bis hin zum automatischen Notfallkontakt. Die Bedienung erfolgt über einen mitgelieferten Lenkerschalter. Um sämtliche Funktionen nutzen zu können, muss man zusätzlich die Livall-Riding-App auf seinem Smartphone installieren (Android und iOS). Wir haben eines der ersten Serienmodelle erhalten und getestet, wie sich der BH51 M in der Praxis verhält.

Auspacken

Rund, grau, dunkelrote Leuchtleiste – absoluter Coolness-Faktor. Schon beim Auspacken versprüht der neue Livall-Helm futuristischen Charme. Die umlaufenden Leuchtleisten präsentieren die smarten Funktionen wesentlich deutlicher als die einzelnen, unter der Helmschale liegenden LEDs des Vorgängermodells BH60/62. Der minimalistische Schirm in heller Leder-Optik ist für seine eigentliche Aufgabe etwas zu klein geraten und gibt der Nussschale einen Retro-Touch, passt aber pfiffig zum stylischen Gesamtbild des BH51M.

Livall BH51 Test: Power On!

Der On-/Off-Schalter liegt auf der Rückseite des Helms und muss zum Einschalten etwa vier Sekunden gedrückt werden – das erscheint subjektiv etwas lang. Zudem ist die Taste sehr schmal, will also genau getroffen werden. Positiv: Ein versehentliches Ein- oder Ausschalten ist kaum möglich. Bei aufgesetztem Helm ist der Schalter nur indirekt zu ertasten – deutlich dagegen fühlt man die Gummikappe des Ladeverschlusses und drückt darunter auf die glatte Fläche des Schalters. Die Bestätigung („PowerOn“!) erfolgt gut vernehmbar per Sprachausgabe, ebenfalls die Verbindungsmeldung („Connected!“), wobei hier die Verbindung zu Smartphone gemeint ist. Eine Negativbestätigung (wenn der Helm also keine Verbindung zum Smartphone hat) erfolgt nicht. Die Verbindung zum Lenkerschalter kann man überprüfen, indem man den roten Knopf am Lenkerschalter drückt. Dann erfolgt ein zweimaliges kurzes Piepen über die Helmlautsprecher. Ab und zu piepst der Helm ohne erkennbaren Grund, vielleicht um mitzuteilen, dass er noch aktiv ist.

Einrichten

Die smarte Funktionen werden durch einen separaten Lenkerschalter bedient, der als Bluetooth- Gerät zunächst einmal mit dem Helm gekoppelt werden muss. Dabei hilft die knappe, aber gut verständliche, deutschsprachige Bedienungsanleitung.

Das Pairing mit dem Lenkerschalter funktionierte nicht auf Anhieb, statt dreimal kurz piepste der Helm zunächst ununterbrochen. Erst nach nochmaligem Einschalten funktionierte das Blinken nach rechts und links. Im Als nächstes erfolgte die Kopplung mit dem Smartphone, wobei zwei Bluetooth-Profile angelegt werden: „Helmetphone“ für die Headsetfunktion und „BlingHelmet“ zur Datenübertragung.

Verbindungstechnisch drängt sich der Livall-Helm auch schon einmal in den Vordergrund. Wenn das Smartphone zum Beispiel über Bluetooth mit anderen Lautsprechern verbunden ist, übernimmt der Livall-Helm kurzerhand die Ausgabe. Im Laufe des Tests verhielten sich die Bluetooth-Verbindungen erfreulich stabil.

Daumensteuerung

Der „Bling Remote“-Schalter hat sich im Vergleich zu seinem wesentlich voluminöseren Vorgängermodell deutlich verschlankt – und begeistert auf Anhieb. Sehr praktisch: Durch ein dickes Gummiband ist der Schalter schnell am Lenker befestigt, sitzt auf Anhieb ausreichend fest, kann aber mit etwas Nachdruck auch in eine andere Position gebracht werden. Durch die lange Grifflasche des Gummibandes ist die Verbindung auch schnell wieder gelöst (selbst mit Handschuhen), und der Lenkerschalter wandert fix an einem anderen Lenker. Auch wenn am Fahrradlenker häufig nur noch wenig Platz für ein zusätzliches Gerät bleibt – durch seine geringe Breite passt der Livall-Schalter häufig noch dazwischen.

Einen Druckpunkt haben die Tasten nicht, aber nach der Betätigung einiger Funktionen erfolgt ein akustisches Signal. Der Lenkerschalter ist auch mit Winterhandschuhen recht gut bedienbar. Nur die innenliegende, etwas versenkte Ein-/Aus-Taste erfordert eine sehr genaue Bedienung. Der Versuch, sie zu treffen, löst oft auch eine der benachbarten Wipptasten aus.

Smart unterwegs

Die Funktionen der insgesamt sieben Tasten der „BlingRemote“ wollen erst einmal gelernt werden, denn es sind auch Doppelklick- und Lang-/Kurzdruck-Unterschiede vorhanden. Die vielleicht häufigste Anwendung – das Blinken nach rechts oder links – klappt zuverlässig, wie auch die anderen Tastenfunktionen. Dann teilt der Livall-Helm durch seine 270° umlaufenden LED-Leuchtleisten per Lauflicht mit, wohin der Abbiegevorgang gewünscht wird. Ganz das Feeling eines modernen KFZ-LED-Blinkers à la Audi Co.

Ein kurzer Druck auf den Lenkerschalter reicht, um das Blinken zu aktivieren, welches sich dann nach etwa 7-8 Sekunden automatisch ausschaltet. Gleichzeitig ertönen aus dem jeweiligen Lautsprecher deutlich vernehmbare Piepstöne, bis der Blinker wieder verstummt. Die Wipptasten nach oben und unten regeln die Lautstärke der Helmlautsprecher, wobei sich die Elektronik übrigens die letzte Einstellung merkt. Spielt das Smartphone Musik, steuert der Schalter die üblichen Musikfunktionen wie Start/Stop, Sprung zum nächsten/vorherigen Song, Pause, etc. In ähnlicher Weise werden auch Telefonanrufe verwaltet. Achtung: Doppelklick auf die zentrale Taste aktiviert die Wahlwiederholung….

Die untere Taste ermöglicht die schon vom Vormodell bekannte „Walkie/Talkie“-Funktion zwischen zwei Livall-Helmen mit aktivierter Livall-App. Es ist also keine richtige „Walkie-Talkie“-Kurzfunk-Technologie, sondern eine Mobilfunk-Verbindung. Mangels zweitem Livall-Partner konnten wir sie hier nicht testen, ebensowenig wie die GroupTrack-Funktion, die den Standort weiterer LIvall-Nutzer auf dem Smartphone-Bildschirm anzeigt. Mit aktivierter Livall-App und einem Druck der obersten Lenkerschaltertaste kann übrigens auch ein Smartphone-Photo (kein Video!) ausgelöst werden. Das klappte bei unserem Test sehr gut, allerdings sollte die Smartphone-Kamera auch entsprechend ausgerichtet sein, um sinnvolle Bilder zu schießen.

Darf es etwas lauter sein?

Die Lautsprecher sind klein, der Klang wirkt am Anfang etwas blechern und es fehlen die Bässe, aber das ist von solchen Mini-Lautsprechern auch nicht anders zu erwarten. Das eigene Ohr gewöhnt sich aber schnell daran und stört sich während der Fahrt kaum noch an der fehlenden HiFi-Qualität.

Die Lautstärke ist standardmäßig sehr leise eingestellt, kann per Lenkerschalter etwas erhöht werden und erfordert in der Regel auch noch eine Nachjustierung am Telefon selbst, sonst kommt einfach nicht genug am Ohr an. Die Sprachanweisungen von komoot oder Google Maps konnten wir nur verstehen, wenn das Smartphone auf maximale Lautstärke aufgeregelt war, wobei Google Maps noch etwas lauter vernehmbar war als komoot. Musik aus dem Smartphone kam etwas lauter durch und konnte die Radtour durchaus angenehm untermalen. Weil die Lautsprecher sehr dicht am Ohr sitzen, bekommen Nachbarn an der Ampel davon auch nicht allzuviel mit.

Der Wind entscheidet

Das Telefonieren über das Helmmikro (am linken Lautsprechergehäuse) funktioniert aber nur im Stand oder bei sehr langsamer Fahrt. Grundsätzlich scheint die Mikroqualität nicht allzu hoch zu sein, vor allem aber erschweren die beim Fahrradfahren allgegenwärtigen Windgeräusche das Verständnis. Bei etwa 10-15 km/h kann man den Gesprächsparter zumindest noch verstehen, hat aber über das eigene Mikro kaum eine Chance. Aber – rechts ran fahren und dann telefonieren bringt auf jeden Fall mehr Sicherheit.

Outdoor-Einsatz

Die Passform des Helmes muss natürlich jeder selbst prüfen, aus unserer Sicht erscheint sie durchaus gut, auch mit einer Helmmütze bei kalter Witterung. Der BH51 hat vergleichsweise kleine Lüftungsöffnungen, es könnte als im Sommer relativ warm darunter werden. Aber als Winterhelm war er für unsere Tests optimal. Die Helmelektronik funktionierte auch bei deutlichen Minusgraden, obwohl in der Betriebsanleitung nur 0° bis 40° Celsius angegeben wird. Aufgrund der Kälte während des Testzeitraumes haben wir keine mehrstündigen Fahrten unternommen und konnten daher auch nicht die Laufzeit des 600 mAh-Akkus testen. Auf jeden Fall mussten wir während unseres Testzeitraumes kein einziges Mal nachladen. Als Smartphone-Verbindung diente ein Samsung Galaxy S7.

Abblendschutz ist eher Zier

Spätestens bei Nachtfahrten auf einem links liegenden Radweg entlang einer Bundesstraße (und somit im asymmetrischen Abblendlicht der entgegenkommenden Autofahrer) vermisst man schmerzlich einen längeren Helmschirm, denn nur tiefes Senken des Kopfes schützt dann noch gegen das Blenden der Autoscheinwerfer.

Energieversorgung

Der spezielle USB Magnetadapter ist sehr praktisch zum Aufladen des Gerätes. Andererseits ist man dadurch natürlich auf genau diesen Stecker angewiesen – während der Reise sollte er nicht verloren gehen.

Weitere technische Daten:

  • Gewicht (eigene Messung): 474 Gramm
  • Akkulaufzeit (Herstellerangabe): max. 10 Stunden mit Licht
  • Standby: max. 180 Tage

Livall BH51 Test Fazit:

Die smarten Funktionen des Helms sind weitgehend sehr gut umgesetzt: einfache Einrichtung, simple und zuverlässige Bedienung. Vorausgesetzt, man hat sich mit den Funktionen etwas vertraut gemacht. Insgesamt zeigt der BH51 deutliche Fortschritte gegenüber dem Vorgängermodell BH 60/62. Potential zur Verbesserung bietet allerdings die Lautstärke der Ansagen sowie die Mikrofon um auch bei schnellerer Fahrt oder starken Gegenwind von den Funktionen profitieren zu können.

Mit 169,95 Euro ist der Livall-Helm kein Schnäppchen, aber durchaus preiswert.

Nachtrag (1. Mai 2018)

Auch nach der Veröffentlichung unseres Tests haben wir den Helm weiter genutzt und können nach einigen Monaten ein durchaus positives Fazit ziehen. Die Software zeigte sich stabil, Helm sowie Lenkerschalter waren auch bei Regen und Kälte fehlerfrei einsetzbar, und eine Akkuladung für den Helm hielt durchaus über eine Woche täglicher Nutzung. Die Livall-App (unten einige Screenshots) zeigte sich durchaus nützlich, denn mit ihrer Hilfe kann man nicht nur Funktionstests durchführen, sondern auch den Akkustand des Helms und des Lenkerschalters prüfen. Einige unfreiwillige Stürze (glücklicherweise nur Helm, nicht Nutzer) vertrug der Helm nur mit wenigen Kratzern. Allerdings gelang es uns nicht, die Notfallfunktion testweise zu aktivieren. Auch bei längeren Fahrten erwies sich der Tragekomfort als sehr gut. Die Polster nahmen keinen Geruch an.

Positiv:

  • Gut umgesetzte smarte Funktionen
  • Deutlich angezeigte Abbiegevorgänge
  • Sehr gelungener Lenkerschalter
  • Sinnvolle Funktionen, verlässlich
Negativ:

  • Etwas schwer
  • Lautsprecheransagen relativ leise
  • Mikrofon windempfindlich

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12 Kommentare zu “Smarter Fahrradhelm Livall BH51 im Praxistest

  1. Sehr informativer Test, Danke!
    Habe den Helm seit 1 Tag, grippebedingt aber alles nur in der Stube.

    Wo finde ich die Einstellung, dass das rote Rücklicht permanent (ohne Blinken)
    leuchtet????

    Vielen Dank

    1. Hallo Andreas, die Einstellungen erfolgen über die Livall-App unter Ausrüstung/Bling-Helmet und dann „Licht-Einstellungen“. Dort ist allerdings keine Einstellung mit permanenter Beleuchtung vorgesehen. Auch bei „Standardlicht“ leuchten die LEDs nur von Zeit zu Zeit auf.
      Beste Grüße, Thomas

      1. Danke für die prompte Antwort!

        Genau das habe ich vermutet und finde es schade!
        Mal sehen, was LIVALL dazu sagt!

        LG Andreas

      2. Hallo Andreas,
        Hallo Thomas,

        das Licht gibt es nur in blinkend um eine Verwechselung mit einer 3ten Bremsleuchte beim Auto zu vermeiden. Das könnte zu Irritationen im Straßenverkehr frühen.

  2. Hallo, habe seit heute den Helm BH51M.
    Wie nehme ich denn Anrufe während der Fahrt an;übers Tel. oder über die Fernbedienung?

  3. Hallo ,hab mal ein par Fragen !
    1.wie kann ich die Sprache umstellen auf Deutsch.
    2.Kann ich Telefon Favoriten festlegen !
    Wie wähle ich eine andere Nr.,ich bekomme immer nur Wahlwiederholung !
    3.Kann ich die Notruf Nr.löschen und neu Festlegen !

  4. Hallo! Der Helm piepst in unterschiedlichen Abständen. Warum macht er das und kann man das abstellen….es nervt bei Musik hören.finde es auch schade, dass das Licht nicht durchgehend leuchtet bei Dunkelheit! Das blinken finde ich etwas albern. Und mit einer Bremsleuchte, die rot ist, kann man die Leuchte nun nicht verwechseln.

  5. Ich habe auch das Problem, dass der Helm in unregelmäßigen, aber sehr nervigen Abständen piept. Woran liegt das und kann man das generell abstellen? Ich fahre fast täglich jeweils 30 Minuten hin und zurück zur Arbeit und es piept aller 800-1500 Meter… das kann doch nicht so vorgesehen sein?!

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