Biolite Campstove 2 im Test

Bereits die erste Version des Biolite Campstove konnte uns als Campingkocher und gleichzeitiger Energie-Lieferant für Smartphones, Outdoor-Navis und andere elektronische Geräte überzeugen. Seit kurzem ist ein überarbeitetes Modell verfügbar, welches einige Verbesserungen mit sich bringt, die wir uns natürlich genauer angesehen haben…

BioLite Campstove 2 als Energieerzeuger und Powerbank

Inhaltsverzeichnis

Vor gut 5 Jahren hat die amerikanische Firma BioLite mit dem Campstove den ersten holzbefeuerten Outdoor-Kocher mit thermoelektrischem Generator (TEG) entwickelt und erfolgreich auf den Markt gebracht. Wir hatten den BioLite Campstove ausführlich getestet und waren abgesehen von einigen kleinen Schwächen von Konzept und Ausführung begeistert. Für das volle Verständnis dieses Tests macht es durchaus Sinn, sich den Bericht über den Campstove der ersten Generation noch einmal kurz durchzulesen.

Links: Campstove 1. Gen (Carbon Edition) Rechts: Campstove 2

Nun hat BioLite den Campstove 2 auf den Markt gebracht und gegenüber dem Vorgänger eine deutliche Leistungssteigerung im elektrischen Bereich sowie einen besseren Bedienkomfort versprochen. Für uns Grund genug, den Campstove 2 ausführlich zu testen und mit dem Vorgänger zu vergleichen.

Biolite Campstove 2 Konzept

Der Biolite Campstove 2 ist ein holzbefeuerter Campingkocher, welcher durch ein ausgeklügeltes und aktives Belüftungssystem eine besonders effiziente, saubere und damit weitgehend rauchfreie Verbrennung ermöglicht. Durch einen eingebauten Thermogenerator (TEG) erzeugt der Biolite Campstove 2 Strom für ein aktives Belüftungssystem. Somit kann das im unteren Teil der Brennkammer entstehende Holzgas in den oberen Teil gelangen, um dort unter sehr guter Sauerstoffzufuhr verbrannt zu werden.

Biolite Campstove 2 als Powerbank und Energieerzeuger

Der eingebaute Thermogenerator (TEG) erzeugt weit mehr Energie als für das aktive Belüftungssystem benötigt wird und lädt mit dieser Energie den internen 2600 mAh starken Lithium-Ionen Akku des Campstove 2. Gegenüber dem Vorgänger wurde die Akkukapazität damit vervierfacht. Die Energie steht als 5-Volt-Spannung über einen USB-Ausgang zur Verfügung. Der interne Akku kann in 2-3 Stunden auch über eine Micro-USB-Buchse an der Unterseite des Campstove 2 geladen werden. Der maximale Ladestrom betrug in unserem Test 930 mA. Damit liegt er nur knapp unter der Herstellerangabe (1 A).

Auf der Vorderseite des Campstove 2 geben drei LED-Leisten Information über den Betriebszustand. Die linke LED-Leiste mit 8 orangefarbenen LEDs gibt Auskunft über die Hitze des Feuers bzw. die Energieerzeugung des TEG. Die mittlere LED-Leiste mit 4 blauen LEDs zeigt die Lüftergeschwindigkeit. Die rechte LED-Leiste mit 8 grünen LEDs markiert den Ladezustand des internen Akkus. Leuchtet die erste LED, ist der interne Akku nahezu leer und der USB-Ausgang nicht aktiv. Die LEDs sind gut ablesbar und geben einen schnellen und guten Einblick in den aktuellen Betriebszustand und erleichtern damit letztendlich auch die Bedienung!

USB-Ausgangsleistung

Die Leistung des USB-Ausganges war einer unserer größten Kritikpunkte am Campstove, denn die Ausgangsleistung entsprach mit max. 4,5 Watt nicht den Erwartungen. Ab einer Last von ca. 2 Watt brach die Spannung deutlich unter 5 Volt ein, viele größere Smartphones oder Tablets konnten nur mit Unterbrechungen geladen werden. Um überhaupt kurzzeitig die 4,5 Watt zu erreichen, wurde die Energie in einem kleinen 650-mAh-Akku gepuffert. Der USB-Ausgang des Campstove konnte nur während einer Verbrennung verwendet werden.

Der größere Pufferakku des Campstove 2 erlaubt nun eine USB-Ausgangsleistung, welche vom Hersteller mit 2A@5Volt, also 10 Watt, spezifiziert wird. Der USB-Ausgang kann nun auch aktiviert werden, wenn keine Verbrennung stattfindet. Damit ist der Campstove 2 im Grunde genommen auch eine Powerbank und die durch Verbrennung erzeugte Energie kann gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt zum Laden von Verbrauchern genutzt werden.

Leider können wir die vom Hersteller angegebene Ausgangsleistung nur bedingt bestätigen. Die Spannung bleibt zwar bis zu einer Last von 1 A (viele ältere Smartphones ziehen diesen Ladestrom) recht konstant auf 5 Volt, bricht aber bereits ab 1,3 A auf ca. 4,5 Volt ein. Die 10 Watt werden zwar mit 2,2 A bei 4,5 Volt erreicht, aber der Spannungseinbruch ab ca. 1,3 A führt dazu, dass viele Geräte, die durchaus einen Ladestrom von 2 A ziehen würden (moderne Smartphones, Tablets, USB-C-Geräte wie Macbook mit Adapterkabel usw.), den Campstove nicht als 2-A-Lader einstufen und eine 1-A-Ladung (z.B. Apple Tablets) oder gar eine 0,5-A-Ladung (z.B. Macbook 2015) als Fallback verwenden und somit deutlich langsamer geladen werden als mit einem entsprechend leistungsfähigen Netzteil.

Der Campstove 2 hat zwar gegenüber dem Vorgänger eine höhere Ausgangsleistung, es bleibt für uns aber unverständlich, wieso es dem Hersteller wieder nicht gelingt, die Ausgangsleistung zumindest in einen Bereich zu bringen, den jede vernünftige 15-EUR-Powerbank zu leisten im Stande ist. Von USB-C oder QuickCharge mal ganz abgesehen, sollte ein USB-Ausgang heutzutage problemlos die vom Hersteller selber spezifizierten 2A@5Volt auch erreichen!

 

Kapazität

Der interne Akku des Campstove 2 wird vom Hersteller mit 2600 mAh bei 3,7 V und somit 9,62 Wattstunden angegeben. Wir konnten in unserem Test mit einer Last von 500 mA allerdings nur 4,35 Wattstunden, bei 2000 mA sogar nur 2,75 Wattstunden entnehmen. Das reicht in der Praxis, um die meisten Smartphones 30–50 Prozent zu laden.

Die große Differenz zwischen Nennkapazität und tatsächlich nutzbarer Kapazität ist leicht zu erklären, es muss immer noch ausreichend Energie im Akku verbleiben, um beim nächsten Anheizvorgang zunächst den Lüfter zuverlässig betreiben zu können. Denn bis der Thermogenerator genug Energie für den Lüfter produziert, können durchaus einige Minuten vergehen. Darüber hinaus ist es normal, dass nur ca. 80 % der Nennkapazität auch entnehmbar sind, denn bei der Spannungswandlung auf die 5-Volt Spannung ist mit entsprechenden Wirkungsgradverlusten zu rechnen.

Es ist immer sinnvoll, die erzeugte Energie direkt zu verwenden, also die angeschlossenen USB-Verbraucher direkt während eines Heiz- bzw. Kochvorganges zu laden. Die Speicherung im internen Akku und die nötige erneute Spannungswandlung kostet in der Summe sicher 50 Prozent der Kapazität.

Leistung Thermogenerator

Vielleicht noch wichtiger als die USB-Ausgangsleistung ist letztendlich die Leistung, welcher der Thermogenerator im Campstove 2 erreicht. Dem Vorgänger konnten wir, ordentlich und optimal eingefeuert, 2 Watt als Dauerleistung entnehmen. Für den Campstove 2 verspricht der Hersteller 50 % mehr Leistung und gibt 3 Watt als Dauerleistung aus.

In unserem Test können wir eine Leistung von 3 Watt unter optimalen Bedingungen bestätigen. Um wirklich dauerhaft 3 Watt zu erreichen, benötigt man absolut trockenes Holz in optimaler Abmessung und muss ständig nachlegen. In der Praxis und mit Topf auf dem Campstove wird man eher mit 2,5 Watt rechnen können. Insgesamt ist die Leistungssteigerung klar erkennbar und liegt unter optimalen Bedingungen im Bereich der Herstellerangabe!

Wirkungsgrad Thermogenerator

Mit der höchsten Lüfterstufe konnten wir aus 300 Gramm Holzpellets in 30 Minuten ca. 1,2 Wattstunden erzeugen (ohne Umweg über den internen Akku), Diese Energie reicht aus, um z.B. ein iPhone 7 gut 10 Prozent zu laden! Der Energiegehalt von 300 Gramm Pellets beträgt ca. 1,5 Kilowattstunden. Erzeugt man daraus 1,2 Wattstunden, entspricht das einem Wirkungsgrad von knapp 0,1 Prozent. Andere von uns getesteten Thermogeneratoren haben teilweise Wirkungsgrade, welche um den Faktor 10 besser sind. Allerdings sind diese TEGs ausschließlich zur Energieerzeugung gedacht, der Campstove 2 ist in erster Linie ein hervorragender Kocher!

Insgesamt ist die Leistung des Campstove 2 gegenüber dem Vorgänger deutlich verbessert und liegt auf einem praxistauglichen Niveau, um mobilen Geräten unterwegs etwas zusätzliche Energie bereitzustellen. Sieht man das ganze jedoch im Verhältnis zu einer reinen Powerbank mit hoher Energiedichte, z.B. der RAVPower 22000 mAh mit 80 Wattstunden bei nur 414 Gramm, müsste man schon gut 30 Stunden einheizen und würde dabei 20 Kilogramm Pellets verbrauchen! Der Vergleich zeigt, Thermogeneratoren sind faszinierend und spannend zu betreiben, lösen aber die Frage der mobilen Energieversorgung eher in Notsituationen.

300 Gramm Holzpellets

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5 Kommentare zu “Biolite Campstove 2 im Test

  1. danke für den Vergleich,
    ich habe den Campstove I, um auf Wanderungen meine Photo-Akkus auch bei bedecktem Himmel notladen zu können. Das hat immer gut funktioniert. Probleme hatte ich eher mit dem wohl auch beim Campstove II unvermeidlichen Qualm, der v.a. in Waldbrand gefährdeten Gebieten ziemlich nervig ist, weil man es halt sofort mit besorgten Menschen zu tun kriegt. Im Balkan und quasi unbesiedelten Regionen der Türkei ist das kein Problem.

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