Garmin inReach EXPLORER+ im Test

Konnektivität und Iridium Satelliten-Netzwerk

Konnektivität

microUSB

Das inReach Explorer+ kann weder über Garmin Express gekoppelt noch über die Basecamp Software genutzt werden. Stattdessen gibt es ein Online-Portal unter inreach.garmin.com, welche nach einem Login verschiedene Verwaltungs- und Planungsanwendungen bereitstellt [siehe: inReach Online-Portal].

Um den Explorer+ mit Hilfe des Mac oder Windows Computers zu synchronisieren, muss eine zusätzliche Software namens inReach Sync heruntergeladen und installiert werden. Über den microUSB Eingang wird das Gerät gekoppelt. Allerdings ist bei der USB Verwendung kein direkter Zugriff auf den Speicher des Explorers vorgesehen. Der Datentransfer wird komplett über die inReach Sync-Software abgewickelt, wodurch das inReach nur kurzzeitig als „GARMIN“ im Massenspeicher-Modus in der Geräte-Liste des Computers auftaucht. Auch für die USB-Synchronisation wird zwingend ein Internetzugang benötigt. Danach lädt das inReach-Gerät über den USB-Ausgang und kann parallel genutzt werden (Dabei wird es nicht mehr im Explorer/Finder angezeigt).

Bluetooth LE

Durch den Download der Earthmate-App von Garmin, kann das eigene iOS (ab 9.2) oder Android (ab 4.1) Smartphone mit dem inReach Explorer+ via Bluetooth LE gekoppelt werden. Nach der Kopplung können alle Daten des Geräts mit dem Phone synchronisiert werden. Für diesen Vorgang ist eine Internetverbindung zwingend erforderlich.

 

Iridium Satelliten-Netzwerk

Trotz der GPS-Funktionen liegt der Schwerpunkt des inReach Explorer+ [trotz der vorinstallierten TOPO-Karte] bei der Zwei-Wege-Satellitenkommunikation via Iridium. Für diese besitzt das gleichnamige US-Unternehmen Iridium Communications Inc. 66 aktive Satelliten auf sechs Umlaufbahnen. Das System ist dabei strukturiert wie ein Atom mit der Erde als Nukleus und den Satelliten als Elektronen. Vom inReach+ Gerät werden die Daten (Nachrichten) an den nächstgelegenen Satelliten übermittelt. Die Satelliten geben diese Daten untereinander weiter, bis die Daten wiederum an eine passende Bodenstation nahe dem Empfänger übermittelt werden. Hierdurch ermöglicht die inReach+ Serie, wie auch die Vorgängermodelle, das schreiben von SOS-Nachrichten, von eMails und SMS- Nachrichten, das Setzen von Trackpunkten und Nachrichten auf der MapShare Karte sowie Nachrichten teilen auf Facebook und Twitter. Ein Mobilfunknetz ist für all das nicht notwendig.

SOS-Notruf

Die Funktion ist wohl der essentiellste Grund sich ein inReach Gerät anzuschaffen. Gerade wenn man abenteuerliche Touren fernab der Zivilisation und fernab von Mobilfunkmasten beschreitet, gibt die Möglichkeit ein SOS-Notruf schalten zu können, ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Der SOS-Notruf wird entweder im Menü oder über die Taste des inReach Explorers+ ausgelöst. Ist das Smartphone gekoppelt, funktioniert es auch darüber. Durch die Zwei-Wege-Kommunikation können Nachrichten an die Notrufzentrale gesendet und von dieser empfangen werden. Hierdurch kann sich die Zentrale auch vorab versichern, ob es sich um einen tatsächlichen Notruf handelt.

Nachrichten

Nachrichten können am inReach Explorer+ durch eine virtuelle Tastatur verfasst werden. Ist das eigene Smartphone gekoppelt, bietet sich die EarthMate App für diesen Zweck an. Alternativ gibt es die Möglichkeit auf dem inReach-Portal drei Nachrichtenvorlagen zu erstellen. Bei diesen wird der Text und Empfänger im Portal festgelegt und kann nicht am inReach-Gerät verändert werden. Die Erste der drei Nachrichten kann über eine physische Taste sofort am Gerät aufgerufen werden. Alle drei Nachrichtenvorlagen sind ansonsten im Menü unter dem Punkt Vorlagen abrufbar. Zusätzlich können zahlreiche Sofortnachrichten auf dem Portal verfasst werden. Schreibt man diese Texte schon passend zu den geplanten Touren, kann man sich in der Natur viel Zeit und Akkulaufzeit sparen. Hierfür wird die Nachrichten Anwendung aufgerufen und über das Blitz-Symbol eine der Sofortnachrichten aus der Drop-Down Liste ausgewählt. Der Text wird in das Nachrichtenfeld eingefügt und kann somit anschließend noch verändert werden. Auch der Empfänger ist bei Sofortnachrichten variabel und wird erst am Gerät festgelegt. Sowohl gesendete als auch empfangene Nachrichten sind kostenpflichtig bzw. werden vom Tarif-Kontingent abgebucht.

Gesendet werden kann direkt an andere inReach Nutzer über deren weltweit gültige Nummer, eMail-Adressen, Handynummern oder Nachrichten werden auf Twitter, Facebook oder dem MapShare-Portal geteilt.

Beim Verfassen einer Nachricht kann kurzerhand auch die eigene Position mit in den Text eingefügt werden.

 

Empfangen werden können SMS-Nachrichten sowie eMails. Um jemanden SMS-Nachrichten auf sein inReach Explorer+ zu schicken, benötigt man lediglich seine inReach-Nummer. Anders ist es beim Versandt von eMails. Hierfür muss der Nutzer bereits eine Mail geschickt haben, damit auf diese geantwortet werden kann. Alternativ muss der inReach Nutzer auf seinem MapShare-Portal die eigene Nummer/Adresse hinterlegen und den MapShare-Link teilen. Hierüber kann direkt eine Mail oder SMS verfasst und werden.

 

 

In unserem Test hat das Senden einer SMS vom inReach Explorer+ 42 Sekunden gedauert. Die vom Empfänger kurz darauf verfasste SMS (O2 Mobilfunk) hat 5 Minuten gebraucht, um automatisch bei uns einzutreffen. Abhängig sind die Zeiten von verschiedenen Parametern wie beispielsweise Wetterbedingungen, freie Sicht zum Himmel, Verfügbarkeit des nächsten Iridium-Satelliten sowie dem eingestellten Abruf-Intervall des inReach+ Gerätes. Für letzteres bietet das inReach die Anwendung Abrufen. Da jedes Iridium-Update die Batterie-Laufzeit verkürzt können automatische Abruf-Intervalle (2 / 5 / 10 / 15 / 20 Minuten) oder ausschließlich manuelle Abrufe eingestellt werden. Somit kann ein Abruf jeder Zeit „erzwungen“ werden.

Tracking, Tags und Protokoll

Tracking beim inReach Explorers+ bietet zwei verschiedene Möglichkeiten. Durch die erste wird die zurückgelegte Strecke anhand von Trackpunkten (bei inReach sogenannte Tags*) in einem vorab festgelegten Sendeintervall (10 / 20 / 30 Minuten // 1 / 2 / 4 Stunden) über das Iridium Satelliten-Netzwerk auf dem webbasierten MapShare-Portal geteilt [siehe auch: MapShare]. Die zweite Option ermöglicht ein weiteres Protokollintervall festzulegen (1 / 2 / 5 / 10 / 15 / 30 Sekunden // 1 /  2 / 5 / 10 Minuten). Beide können gleichzeitig aktiviert werden.

* Tags gleichen im Großen und Ganzen Wegpunkten, werden jedoch im Protokoll aufgeführt und beinhalten zusätzliche Informationen zum Tempo und dem Kurs. Unverständlich ist auch bei diesen, warum nur Tags welche via Iridium-Netzwerk gesendet wurden, im Protokoll auftauchen.

Uns erschien es zunächst sehr praktisch zu sein, dass diese parallel tracken können. Wir hatten angenommen, dass man dadurch flexibel entscheiden kann, wie viele kostenpflichtige Trackpunkte man an Familie, Freunde oder Kollegen senden will, ohne dabei auf eine präzise Aufnahme des Tracks für die eigenen Zwecke verzichten zu müssen. Allerdings werden nur Trackpunkte und Nachrichten (letztere automatisch georeferenziert) des Sendeintervalls in der Protokoll Anwendung abgespeichert. Dementsprechend kann auch nur zu diesen via Luftlinie oder Kompass navigiert werden. Demnach war unser erster Gedanke, Kosten einsparen zu können, hinfällig.

Die Trackpunkte des Protokollintervalls hingegen werden zunächst ausschließlich auf der Karte des inReach Explorers+ als gezeichneter Track angezeigt. Eine Auflistung in der Protokoll Anwendung erfolgt nicht! Erst wenn das inReach Explorer+ mit dem Computer synchronisiert wurde (Internet notwendig!), können im Online-Portal die Koordinaten der einzelnen Protokoll-Trackpunkte ausgelesen werden. Dementsprechend kann man als Nutzer des inReach Explorers+ nicht von der hohen Frequenz des Protokollintervalls profitieren, um die gesammelten Daten bereits während der aktuellen Outdoor-Tour für eine Tracknavigation zu nutzen.

Wir waren nach diesen Erkenntnissen enttäuscht. Denn die Funktionsweise von Sendeintervall und Protokollintervall sind nur schwer nachvollziehbar. Außerdem sind die Bezeichnungen sehr irreführend, da Tracks des Protokollintervalls nicht in der Protokoll Anwendung erscheinen. Leider ist auch das Auslesen der Protokollintervall-Daten auf dem Online-Portal sehr gewöhnungsbedürftig. Nutzt man den Daten-Export, um das Online-Portal zur Verwaltung der eigenen Daten zu vermeiden, bleibt es zunächst mühsam die Gewünschten Trackpunkte oder Tracks herauszufiltern.

Die drei Screenshots zeigen den Export und anschließenden Import in Garmin Basecamp:

 

Beim Export erscheint die oben gezeigte Meldung. Die erwähnte Anpassung zum Export von Datensätzen hat bei uns jedoch nicht funktioniert. Alle Daten die bisher über das Protokollintervall gesammelt wurden, waren in der GPX-Datei enthalten.
Dieser Screenshot zeigt den als sichtbar angewählten Track. Über das Filter-Textfeld konnte lediglich nach verschiedenen Benutzern sortiert werden.
Mit Garmin Basecamp geöffnete GPX-Datei: Der gewünschte Track muss manuell gesucht werden. Auch bereits vorhandene Trackpunkte wurden mit exportiert.

Keine TrackBack Funktion

Zusätzlich vermisst haben wir die TrackBack Funktion. Diese brauch man um einen Track umdrehen zu können, da jeder Track und jede „Route“ eine Richtung haben, damit das Navi weiß, welcher Punkt als nächstes folgt.  Will man jedoch am Ende einer Tour den Hinweg zum Ausgangspunkt zurück gehen, kann ausschließlich die Karte mit dem eingezeichneten Richtungspfeil diese Funktion übernehmen. Dadurch dass die Karte in den Einstellungen auch nach der Richtung oben ausgerichtet werden kann, könnte man dies als rudimentäre TrackBack-Funktion bezeichnen.

Die Trackpunkte des Sendeintervalls werden nur einzeln im Protokoll gespeichert. Somit ermöglichen diese auch kein wirkliches TrackBack. Nur manuell und dabei sehr mühsam könnte man von Punkt zu Punkt navigieren. Wer nicht den teuren Extreme-Tarif (99,99  Euro / 124,99 Euro) gebucht hat, kann ohnehin maximal 10-minütige Sendeintervalle einstellen, wodurch viele Informationen des Tracks verloren gehen.

Wegpunkte und Position teilen

Wegpunkte sowie die derzeitige eigene oder über den Mauspfeil gewählte Positionen können auch manuell mit der Außenwelt geteilt werden. Hierbei erscheint die gleiche Ansicht, wie beim Versand von Nachrichten. Somit kann zusätzlich ein Text hinzugefügt und die gleiche Auswahl an Empfängern genutzt werden.

Wettervorhersagen

Mit den Garmin inReach Geräten können auch Wettervorhersagen (Standard, Premium, Seewetterdaten) der aktuellen Position oder für Ziel-Koordinaten abgerufen werden. Standard-Anfrage werden als eine Nachricht des Abonnenments abgerechnet und enthalten bereits Informationen zu Temperatur, Niederschlag, Wind und Luftdruck für drei Tage in 6-stündigen Intervallen. Die Darstellung ist sowohl auf dem inReach Explorer+ als auch auf dem Smartphone sehr übersichtlich gestaltet. In unserem Test hat das Abrufen der Vorhersage 9:55 Minuten gedauert. Premium-Anfragen enthalten zunächst stündliche, dann in längeren Intervallen, Wetter-Infos für 7 Tage, kosten aber auch jeweils 1,25 Euro.

In unserem Test hat der Abruf der gezeigten Wettervorhersagen 9:55 Minuten gedauert (freie Sicht zum blauem Himmel).

Screenshots der Earthmate App

Funktionstest von Gerät und Iridium-Verbindung

Über die LED zeigt das Gerät an, wenn Nachrichten empfangen wurden (grün) oder wenn Empfangsprobleme bestehen (rot).

Außerdem bietet das inReach Explorer+ die Möglichkeit vor der Abreise die Funktionalität des Geräts zu testen. Hierfür gibt zum einen die extra Anwendung Test. Diese kann jeder Zeit ausgeführt werden und hat bei uns 2:35 Minuten in Anspruch genommen (freie Sicht zum blauem Himmel).
Zusätzlich können 5 Testnachrichten pro Monat kostenlos versendet werden. Hierfür muss man auf die erste Nachricht von testinreach@garmin.com antworten, welche man nach der Inbetriebnahme direkt erhalten hat.

 

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