Garmin Forerunner 35 GPS-Laufuhr für Einsteiger im Test

Fitness-Funktionen

Schritte

Um zurückgelegte Schritte zu zählen, verwendet die Forerunner 35 einen Beschleunigungssensor. Damit weniger Bewegungen im Alltag als Schritte fehlinterpretiert werden, aktiviert sich der Schrittzähler erst ab einer zusammenhängend zurückgelegten Strecke von 8 bis 9 Schritten. Alltägliche Bewegungen wie bei der Schreibtischarbeit oder beim Zähneputzen werden dadurch zum Teil gefiltert. Befindet man sich auf dem Schritte-Widget, kann man in Echtzeit beobachten, wie die Schritte aufsummiert werden.

Auch die Forerunner 35 haben wir auf mehreren 500 Meter Runden einem Test unterzogen, um Aussagen über die Genauigkeit der Schritterfassung und der Distanzberechnung mit und ohne gestarteter Aktivität treffen zu können. Für die Schrittzahl haben wir gleichzeitig die Schritte manuell gezählt.

Die Ergebnisse für die Schrittzählung beim Gehen sind gut. Die Abweichungen bei 500 Metern liegen mit maximal 9 Schritten zu viel bei einer durchschnittlichen Abweichung von etwa 1,5 Prozent. Die Schrittzählung beim Laufen ohne und mit aktiviertem Training zeigt hingegen Werte mit bis zu 32 Schritten zu viel. Läufer werden somit durch Abweichungen von etwa 5 Prozent mit mehr Schritten belohnt.

Die Forerunner summiert beim Fahrradfahren zahlreiche Schritte auf. Dies passiert bei richtig erkannter Aktivität „Cycling“ durch Move IQ aber auch, wenn man selber ein „Radfahren“ Training aktiviert. Streng genommen legt man beim radeln keine Schritte zurück. Sieht man den Schrittzähler hingegen als allgemeinen Indikator für Alltagsbewegungen, würde sich die Aussagekraft dessen durch die Aufsummierung der registrierten Bewegungen beim Fahrradfahren erhöhen. Die Sichtweise auf dieses Phänomen bleibt Geschmackssache und sollte vor dem Kauf der FR 35 Laufuhr mit in Betracht gezogen werden.

Distanz

Da man im Alltag nicht dauerhaft eine Aktivität gestartet hat, können Distanzen nicht durch permanente GPS-Ortung berechnet werden. Stattdessen errechnet die Forerunner 35 die täglich zurückgelegten Strecken durch Multiplikation der ermittelten Schrittzahl mit der Schrittlänge, unter Einbeziehung der Aktivitätsart (Gehen/Laufe) und zeigt diese auf der Schritte-Seite ganz unten an. Mit dem Wissen, dass sich durch die Vermeidung von GPS die Akkulaufzeit deutlich verlängert, sind Ungenauigkeiten leichter zu verschmerzen. Um dennoch möglichst genaue Werte für die eigene Fitnesskontrolle zu erhalten, kann in den Einstellungen bei Garmin Connect eine individuelle Schrittlänge für das Gehen festgelegt werden.

Bei unseren Tests auf der 500-Meter-Bahn zeigte sich, dass die Forerunner 35 auch ohne aktiviertes Training zwischen Gehen und
Laufen unterscheidet. Für 500 Meter benötigten wir laut Bewegungssensor gehend ca. 555 Schritte und laufend etwa 440 Schritte. Trotz der hohen Schrittzahl beim Gehen, wurden die zurückgelegten Distanzen mit 100 bis 200 Metern zu wenig berechnet. Sind wir die Runden gelaufen, wurde die Strecke mit etwa 100 Metern zu viel angegeben. Hier sei angemerkt, dass die Distanzangabe ohne aktiviertes Training in 100-Meter-Abständen erfolgt, wodurch sich solch hohe Abweichung bei bereits 500 Metern erklären.

Die Ergebnisse sind daher nur als grobe Anhaltspunkte anzusehen. Zum einen können die Schrittlängen im Laufe eines Tages sehr stark variieren und zum anderen bringt die vom Bewegungssensor erhobene Schrittanzahl schon eine schwer absehbare Ungenauigkeit mit sich. Für genauere Werte sollte deshalb manuell eine Aktivität gestartet werden, um die nötig GPS-Unterstützung zu erhalten. Durch die Aktivierung wird die zurückgelegte Distanz anstelle von Bewegungssensor-Daten mit GPS-Daten errechnet und zusätzlich in 10-Meter-Abständen präziser angegeben. Im GPS-Modus lag die Abweichung auf der 500 Meter Runde bei etwa 10 Metern.

Kalorien

Die Berechnung der Kalorien erfolgt mit der Forerunner 35 Laufuhr zunächst über den Wert des Grundumsatzes. Dieser ist abhängig von den Variablen Geschlecht, Gewicht, Körpergröße und Alter, welche auch direkt auf der Uhr geändert werden können. Hinzu kommen die durch unterschiedliche Aktivitäten verbrauchten Kalorien, die Aktivkalorien oder wissenschaftlich auch Leistungsumsatz genannt. Gesamtkalorien, Grundumsatz und Aktivkalorien werden bei der FR 35 Laufuhr auf einem Widget getrennt voneinander angezeigt.

Auch die Berechnung der Kalorien haben wir bei unseren Läufen auf der 500-Meter-Bahn beobachtet. Dafür haben wir Runden gehend als auch laufend ohne und mit aktiviertem Training absolviert. Während der Grundumsatz bei allen Varianten ähnlich blieb, stieg der Leistungsumsatz beim Laufen an. Dies funktionierte beim Laufen ohne aktiviertes Training ebenso gut wie mit aktiviertem Training. Über den regelmäßig optisch erhobenen Herzfrequenzwert, konnte die FR 35 auch ohne GPS-Daten erkennen, dass man sich mehr verausgabt, als es beim Gehen der Fall ist.

Durch den verbauten HF-Sensor liefert die Forerunner 35 realistischere Ergebnisse, bei der Berechnung der verbrannten Kalorien, als ihr Vorgängermodell die FR 25. Denn ohne HF-Sensor, müssen Kalorien allein auf den Daten des Bewegungssensors beruhend berechnet werden. Die genaue Berechnung der verbrannten Kalorien bei Aktivitäten ohne viele Schritte wie Joga, Pilates oder auch Kraftsport ist dadurch nicht möglich. Die Forerunner 35 hingegen erkennt durch regelmäßige Messungen einen steigenden Puls und passt die Kalorienberechnung dementsprechend an.

Doch selbst mit integriertem HF-Sensor sind die berechneten Kalorienwerte nur als grober Anhaltspunkt zu verstehen. Es gibt einfach zu viele Faktoren die den realen Kalorienverbrauch beeinflussen können, welche die Laufuhr nicht mit einbeziehen kann. Um neben den verbrauchten Kalorien auch die zugeführten Kalorien nachvollziehen zu können, bietet die Garmin Connect App in Verbindung mit einem MyFitnessPal Account die Möglichkeit Nährwerte von einer umfangreichen Lebensmitteldatenbank einzusehen und die Nahrungsaufnahme somit in der Connect Plattform anzeigen zu lassen. Zudem hat Garmin mit der Index Smart Scale eine Köperanalysewaage im Angebot, die das Gewicht, Körperfett, die Muskelmasse und viele weitere Werte bestimmt und automatisch an Garmin Connect überträgt. Eine gute Hilfe, um den Verlauf des eigenen Körpergewichts im Blick zu behalten, das für viele Menschen immer noch der Beste Motivationsfaktor ist.

Garmin Forerunner 35 Test: Herzfrequenz

Wie auch in den Forerunner Modellen 235 und 735XT wurde in der Forerunner 35 Laufuhr die Elevate Technologie zur Herzfrequenzmessung verbaut. Der Herzfrequenzsensor misst im 10 Minuten Intervall für mindestens eine Minute den Puls. Bewegt man sich mehr, wird auch der Abstand zwischen den Messungen kürzer. Wählt man das HF-Widget aus, wird die letzte Messung angezeigt, gleichzeitig eine neue HF-Messung vorgenommen sowie der durchschnittliche Ruhepuls dargestellt. Hat man die Forerunner 35 erst neu gekauft, sollte man diese zunächst durchgängig für einige Tage tragen, damit der Ruhepuls eine Aussagekraft erhält.

Drückt man die  Taste wenn man sich auf dem HF-Widget befindet, erscheint ein Bildschirm mit einem Graphen der den HF-Verlauf der letzten 4 Stunden übersichtlich, wenn auch sehr reduziert darstellt. Auch die Werte für den höchsten und den niedrigsten HF-Wert in diesem Zeitraum werden dort angegeben.

Für die Auswertung der Pulsmessung haben wir auf unserer Testrunde den optischen Sensor der Forerunner 35 gegen den HRM4 Brustgurt von Garmin antreten lassen, der mit einer vivoactive gekoppelt war. Das Diagramm zeigt deutlich die Schwächen von optischen HF-Sensoren. Zum einen registriert die FR 35 Laufuhr Anstiege als auch Abstiege vom Puls zeitlich verzögert. Zusätzlich schafft es die Laufuhr beim Training nicht, extreme Spitzen im vollen Umfang zu registrieren. Statt zweier Maxima von 174 bpm konnte die Forerunner nur 153 und 143 bpm feststellen. Der unten dargestellte Vergleich zeigt aber auch, dass die FR 35 beim HF-Durchschnitt letztlich auf das gleiche Ergebnis kommen. Vergleicht man die HF-Werte ohne gestartetes Training mit einem manuell genommenen Puls, liegt die FR 35, mit ein paar Schlägen zu wenig, nah an der Realität. Insgesamt kann die HF-Messung der Forerunner 35 damit als gut bezeichnet werden. Für eine sehr genaue Aufzeichnung der Herzfrequenzwerte, mit erfassten Spitzen und ohne Verzögerungen, sollte jedoch ein Brustgurt verwendet werden.

Für das oben abgebildete Diagramm haben wir die Lauf-Software „Golden Cheetah“ genutzt. Eine solch präzise Auswertung der Herzfrequenz ist durch Garmin weder mit der Connect App noch auf der Connect Plattform möglich. Die notwendigen detaillierten Datensätze sind jedoch offensichtlich auf dem Gerät gespeichert. Eine Möglichkeit die Herzfrequenz-Kurve größer oder kleiner zu zoomen sowie weitere mögliche Diagrammeinstellungen, wie beispielsweise Glätten, wären daher in Zukunft wünschenswert.

Ziele

Um die eigene Aktivität im Alltag zu steigern, bietet die Forerunner 35 Ziele, welche vom Träger erreicht werden sollen. Ein sehr gut nachvollziehbares Ziel sind die Schritte. Die Laufuhr startet standardmäßig mit dem Ziel von 7000 Schritten am Tag. Dieses Ziel verändert sich zum einen automatisch wenn das Ziel mehrere Tage hintereinander erreicht wurde. Außerdem kann das Ziel auf der Garmin Connect Plattform manuell angepasst werden. Neben den Schritten geben die voreingestellten 150 Intensitätsminuten pro Woche eine weitere Richtung vor, um die eigene Fitness zu verbessern. Diese Minuten werden automatisch gesammelt, wenn die FR 35 für eine Dauer von mindestens 10 Minuten intensive Bewegungen und einen gesteigerten Puls feststellt. Besonders intensives Training, wird mit der doppelten Anzahl an Intensitätsminuten auf dem Fortschrittsbalken belohnt.

Motivation

Die Forerunner 35 Laufuhr ist mit vielen Fitness-Tracking Funktionen ausgestattet, deshalb könnte der gute Vorsatz für mehr Bewegung ein entscheidender Kaufgrund sein. Damit die FR 35 im Alltag nicht nur der bloßen Anzeige der Uhrzeit dient, weist auf der Uhren-Seite ein Inaktivitätsbalken auf längere Bewegungspausen hin. Sitzt man für 2 Stunden körperlich untätig am Schreibtisch, füllt sich der Balken immer weiter. Durch zusätzliche akustische und vibrierende Alarme wird der Träger immer mehr zu Bewegung „gedrängt“. Die Inaktivitätsanzeige lässt dem Sitzfleisch keine Ruhe, bis man sich für eine Dauer von mindestens zwei Minuten bewegt. Findet man diese durchaus motivierende Funktion lästig, muss man sich zumindest durch das Menü klicken, um diese unter Einstellungen zu deaktivieren. Für wichtige Meetings, Meditationen oder ähnliche Anlässe, lassen sich der Motivator mit dem „Bitte nicht stören“ (DND) Modus auch zeitweilig abschalten.

Eine weitere Motivationshilfe hat Garmin mit seinen Connect Insights entwickelt. Dabei werden alle Daten, die während der Synchronisation des Forerunner 35 mit dem Smartphone oder Computer an die Connect Plattform gesendet werden, zur Analyse verwendet. Die für jeden Nutzer individuell erstellten Auswertungen, geben Einblicke in tägliche Bewegungs- und Verhaltensmuster. Connect Insights weist einem beispielsweise daraufhin, wenn man sein tägliches Schrittziel noch nicht erreicht hat, nur unregelmäßigen Schlaf bekommt oder weniger trainiert als eine bestimmte Zahl von Garmin Connect Mitgliedern.

Aktivitäten

Durch Move IQ werden vom Forerunner 35 in Verbindung mit der Connect App Bewegungsmuster erkannt und bestimmten sportlichen Aktivitäten zugeordnet. Dadurch soll der Bewegungsalltag des Nutzers ohne dessen Zutun bequem getrackt und in Kategorien eingeteilt werden. In der Vergangenheit konnte uns diese Funktion jedoch nicht überzeugen, da oft falsche Aktivitäten zugeordnet wurden. Beispielsweise wurde statt einem Lauf im Freien die Aktivität Crosstrainer abgespeichert. Die Benutzung von S- und U-Bahnen führte besonders häufig zu Fehlerkennungen und brachte sogar eine Schwimm-Aktivität hervor.

In unserem Test zur Forerunner 35 konnten wir feststellen, dass Move IQ nun besser funktioniert als erwartet. Walking und Cycling wurden regelmäßig richtig in der Tagesübersicht bei Garmin Connect eingetragen. Besonders langsames gehen führte teilweise zu Fehlern, wodurch die Aktivität Elliptical eingetragen wurde. (Elliptical ist das Training mit einem stationären Crosstrainer, welcher Gehen, Laufen und Treppen steigen imitiert und dabei übermäßige Belastungen auf die Gelenke reduziert).  Move IQ gefällt uns dadurch insgesamt deutlich besser. Um exakte Eintragungen im eigenen Tagesablauf zu erhalten, sollte jedoch ein manuelles Training durch die Forerunner 35 gestartet werden. Diese werden dann ebenfalls als Aktivitäten in der Tagesübersicht eingetragen und durch eine andere Farbe hervorgehoben. Die farbige Unterscheidung ist wichtig, da Aktivitäten welche von Move IQ falsch erkannt wurden, nachträglich nicht angepasst werden können.

Schlaf

Die Forerunner GPS-Laufuhr überwacht nicht nur tagsüber Bewegungen und Trainings, sondern bietet auch die Funktion der Schlafüberwachung. Mit Hilfe des Beschleunigungssensors und der durchgängigen Erhebung des Pulses durch den optischen HF-Sensor werden Daten zu den Leichtschlaf- und Tiefschlaf sowie den Wachphasen gesammelt. Die Erkennung von Einschlaf- und Aufwachzeitpunkt funktioniert automatisch. Führt das Schauen eines Filmes am Abend zu einer verfrühten Einschlaf-Erhebung, kann in der Connect Plattform manuell die Uhrzeit geändert werden. Um diese Fehlererkennung von vornherein zu vermeiden, kann bei Garmin Connect die übliche Einschlaf- und Aufwachuhrzeit als Referenz angegeben werden.

Die Auswertung der Schlafanalyse kann leider nur über die Garmin Connect App oder die online Connect Plattform eingesehen werden. Ein Schlaf-Widget auf der Uhr ist leider nicht vorhanden. Gerade am Morgen, wenn vieles schnell gehen muss und keine Zeit bleibt in die App zu schauen, wäre ein solches Widget sehr hilfreich.

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