Xiaomi Mi Band 2 Fitness-Tracker im Test

Fitness-Funktionen & Mi Fit App

Inhaltsverzeichnis

Das Mi Band 2 ist sehr auf die Mi Fit App angewiesen, um viele Funktionen überhaupt erst aktivieren zu können. So zeigt das Mi Band 2 mit den Werkseinstellungen nur Uhrzeit ohne Datum, Schritte Tag und die Herzfrequenzmessung an. Im Folgenden gehen wir daher nicht nur auf die Funktionen des Armbandes, sondern auch auf die App ein.

Schritte / Distanz / Aktivität

Das Mi Band 2 nimmt die Zählung der Schritte über den eingebauten Beschleunigungssensor vor. Xiaomi hat den Schrittzähler Algorithmus laut eigenen Angaben verbessert um unpassende Bewegungen besser filtern und die Zählung der Schritte präziser feststellen zu können. Bei unserem Test hat sich gezeigt, dass es sich letztendlich um eine verzögerte Aktivierung des Schrittzählers handelt. Erst wenn 10-11 Schritte am Stück gegangen worden sind, summiert der Tracker diese auch auf.

Im Alltag wird die Distanz beim Mi Band 2 ohne GPS Unterstützung eines gekoppelten Smartphones gemessen. Damit dieser Wert etwas genauer ist, kann in der App unter Profil die Körpergröße eingegeben werden. Eine Eingabemöglichkeit für die eigene Schrittlänge ist nicht vorhanden. Damit wir selber Aussagen über die Präzision des Pedometers machen können, haben wir in einem Test mehrere 500m Runden absolviert und dabei die gelaufenen Schritte manuell gezählt. Die Abweichungen lagen nur einmal bei 10 Schritten, alle anderen Runden lagen mit maximal 3 Schritten unter diesem Wert. Insgesamt liegen die Ergebnisse damit unter einem Prozent Differenz und sind für die Messung der im Alltag zurückgelegten Schritte sehr hilfreich.

Durch das Variieren unserer Fortbewegungsart konnten wir auf unserer 500 Meter Runde feststellen, dass das Mi Band 2 die Distanz je nach Gehen oder Laufen unterschiedlich berechnet. Bei einer Entfernung von 500 Metern ergaben sich bei uns im Schnitt 130 Schritte Unterschied zwischen Gehen (560) und Laufen (430) pro Runde. Die Distanz wurde bei beiden Gangarten mit 0,4 oder 0,5 Kilometern errechnet. Das Mi Band 2 kann die Distanz nur in 0,1 Kilometer Abständen angeben, wodurch 100 Meter Unterschied bei einer Runde von 500 Metern schnell gravierend wirken. Letztendlich sind das jedoch sehr zufriedenstellende Ergebnisse.

Für den Alltagstest haben wir das Mi Band 2 gemeinsam mit dem Garmin Forerunner 35 getragen. Das Mi Band hat an Tagen mit über 8000 Schritten teils 2000 Schritte weniger gezählt, als der Forerunner 35 Tracker. Das Gerät von Garmin belohnte dabei nicht nur beim Autofahren mit mehr Schritten. So wurden auch Tage ohne Auto/Bus/Bahn an denen nur gelaufen, gesessen und Hausarbeit erledigt wurden, beim Mi Band 2 mit 8845 Schritten/ 6,6 Kilometern und bei der Forerunner 35 mit 11392 Schritten/ 8,0 Kilometern gezählt. An anderen Tagen zeigten die Geräte bei Schritten als auch Distanz ähnliche Werte. Somit fallen die Alltagsdistanzen doch sehr unterschiedlich aus und können nur als grober Anhaltspunkt genutzt werden. Eine Erklärung bieten die unterschiedlichen Fehlerkorrekturen. Bei Garmin Geräten beginnt der Schrittzähler ab etwa 7 – 8 Schritten an mit zählen, während er beim Mi Band 2 erst ab 10 – 11 Schritten anfängt. Zusätzlich können bestimmte Träger und ihre Verhaltensweisen die Genauigkeit des implementierten Bewegungssensors und dem dazugehörigen Algorithmus begünstigen. Andere Trägertypen kitzeln hingegen die Schwächen des Gerätes hervor und bringen ungenauere Ergebnisse mit sich. Insgesamt waren wir in unserem Test mit den Messungen des Mi Bandes sehr zufrieden.

In der App werden die Schritte direkt auf dem Startbildschirm als Kreis dargestellt. Drückt man auf diesen gelangt man auf die tägliche Übersicht. Anhand eines Säulendiagramms repräsentiert jede Säule 10 Minuten. Durch ein Finger-Over kann die entsprechende Zahl der Schritte für die jeweilige Säule eingesehen werden. Erkennt der Tracker zusammenhängende Bewegungen, werden diese in einer Tabelle unter dem Diagramm aufgelistet. Auch Angaben zur Distanz und dem jeweiligen Kalorienverbrauch werden genannt. Bisher unterscheidet das Mi Band 2 automatisch zwischen Gehen und Laufen. Wird eine Laufaktivität erkannt, wird diese als „Aktivität“ deklariert und mit einem anderen Symbol dargestellt. Die automatische Erkennung der „Aktivität“ funktionierte leider nur selten. Ein manuell aktiviertes Lauftraining fällt leider völlig aus der Auflistung heraus und erscheint nur als Säule im Diagramm, mit der Schrittanzahl beim Finger-Over. Details zu den manuell aktivierten Lauftrainings müssen im separaten Trainingsbereich abgerufen werden. Dazu weiter unten mehr.

In der Mi Fit App gibt es noch eine Zusatzfunktion „Verhaltenserkennung“. Dabei kann eine bestimmte Tätigkeit (Bspw.: Zähne putzen, Stehen, Mit dem Bus fahren, u.a.) ausgewählt und die Bewegungen für einen selbst bestimmten Zeitraum getrackt werden. Im Anschluss werden diese Daten „hochgeladen“. Der Nutzen dieser Funktion hat sich uns leider nicht offenbart. Möglicherweise sammelt Xiaomi crowdsource Daten für verschiedenste Alltagsbewegungen. Ob Xiaomi für die Zukunft damit eine Erkennung der jeweiligen Alltagsaktivitäten ermöglichen will oder dadurch Fehler bei der Schrittzählung minimieren möchte, bleibt jedoch reine Spekulation. Denn auch nach einigen „Verhaltenserkennungen“ wurde bei uns weiterhin nur Gehen und Laufen („Aktivität“) erkannt und für diese muss eine Erkennung nicht erst manuell einstudiert werden.

  

Herzfrequenz

Wählt man das Element Herzfrequenz aus, wird der Puls direkt gemessen. Ein kleines Herz pocht und nach 7 Sekunden vibriert das Band und die Pulszahl erscheint auf dem Display. Liegt eine Messung erst kurze Zeit zurück, wird die letzte Herzfrequenz bei erneuter Auswahl im Menü wieder angezeigt. Gleichzeitig löst man so eine neue Messung aus. Leider kann die Pulsmessung nur manuell gestartet werden. Eine Möglichkeit zur durchgängigen Messung gibt es außerhalb eines Trainings nicht. Die Puls-Messungen werden dadurch in der App lediglich tabellarisch nach Datum und Uhrzeit aufgelistet.

Bei unseren Tests haben wird die Herzfrequenz immer wieder unter verschiedenen Bedingungen getestet. Da der HF-Sensor nur mit 2 kleinen LEDs bestückt ist, fällt gerade draußen, bei zusätzliche Lichteinfall auf den Sensor, die Messung häufig nur mit einem „x“ aus. Durch das kleine „x“ wird man aufmerksam gemacht, dass eine Messung nicht durchgeführt werden konnte. Will man mal eben seinen Puls am Fitness-Armband abrufen, ohne extra ein Training zu aktivieren, ist das sehr frustrierend. Teilweise hat es vier Anläufe gebraucht, bis ein Wert angezeigt werden konnte.

Auch im Langzeittest müssen wir sagen, dass der Puls mit mindestens +/- 10 Schläge pro Minute abweichen kann. Hat der Sensor auf Grund von Tageslicht an frischer Luft ohnehin schon Schwierigkeiten eine Messung abzuliefern, waren die Fehler mit teils 60 Schlägen Unterschied noch verheerender. Trotzdem kann man den HF-Sensor des Mi Bandes 2 nicht völlig abschreiben. Gerade in geschlossenen Räumen hat das Band immer wieder auch Messungen mit weniger als +/- 5 Schlägen Unterschied erreicht. Selbst bei mangelnder Aufwärmung, was bei optischen Herzfrequenzmessungen zur Genauigkeit beiträgt, konnte das Band Werte im Ruhepuls-Bereich sehr gut messen. Beim Tracken eines Trainings zeigt der Pulsmesser die bekannten Schwächen von optischen HF-Sensoren. So werden schnelle Wechsel zwischen den Herzfrequenzbereichen nur sehr langsam oder gar nicht erst erkannt. Letztendlich muss man sich beim Thema HF-Messung und Mi Band 2 vor Augen führen, dass der Preis für die Anschaffung dieses Fitnessbandes sehr gering ist.

Kalorien

Die Kalorien werden beim Mi Band 2 anhand der gelaufenen Schritte ermittelt und beziehen sich nur auf Aktivkalorien. Um die Werte zu verbessern können in der Mi Fit App Angaben zu Gewicht, Alter, Körpergröße und Geschlecht gemacht werden. Auf unserer 500 Meter Testrunde konnte wir feststellen, dass auch bei der Kalorienberechnung die jeweils erkannte Gangart Gehen oder Laufen das Ergebnis beeinflusst. Trotz 130 Schritten weniger, wurden im Schnitt 5 Kalorien mehr für eine gelaufene Runde berechnet, als für eine gegangene. Die berechneten Kalorien fallen jedoch insgesamt sehr gering aus. An einem Tag hatten der getragene Garmin Forerunnen 35 mit 4497 Schritten/ 3,9 Kilometern und das Mi Band 2 mit 4586 Schritten/ 3,9 Kilometern ähnliche Grundlagenwerte. Das Gerät von Garmin ermittelte entsprechend 2065 verbrannte Kalorien gesamt (1253 Pause/ 812 Aktiv). Das Mi Band 2 zeigte dabei erst 201 verbrauchte Kalorien an. Auch wenn die Werte des Forerunners kein Garant für tatsächlich verbrauchten Kalorien sind, wird anhand der hohen Diskrepanz schnell deutlich, dass die berechneten Kalorien des Mi Bandes nur sehr bedingt aussagekräftig sind. In der Mi Fit App sind Kalorien nur als Gesamtsumme in der Kategorie Schritte einsehbar oder in der Tabelle erkannter Aktivitäten. Ein separates Fenster für den Kalorienverbrauch im Laufe eines Tages gibt es nicht.

Gewicht

Mit der Fit App kann man auch das eigene Gewicht tracken. Dafür muss jedoch jeder einzelne Wert mit einer Waage gemessen und anschließend eingetippt werden. Das Mi Band 2 ist somit nicht involviert. Die Darstellung erfolgt anhand eines Graphen.

   

Ziele

Im Profil kann ein Aktivitätsziel von 2000 bis 30000 Schritten pro Tag festgelegt werden. Da die WHO etwa 8000 Schritte am Tag empfiehlt, ist diese Zahl auch als tägliches Ziel voreingestellt. Wie viele der nötigen Schritte man bereits am Tag absolviert hat, kann man nur nach der Synchronisation im Smartphone einsehen. Hat man sein Ziel erreicht, vibriert das Band und ein Fähnchen erscheint auf dem Mi Band 2 Display. Erreicht man das Ziel an mehreren Tagen in Folge und stellt dabei neue Rekorde auf, kann in der App bei der Tagesübersicht ein Pokal eingesehen werden. Diesen kann man direkt mit verknüpften Social Media Apps teilen, wobei das individuelle Tagesziel dabei nicht angezeigt wird, sondern nur die Anzahl der Tage in Folge.

Um sich mit dem Mi Band 2 Ziele zu stecken, stehen ausschließlich die Schritte zu Verfügung. Eine automatische Zielanpassung wie beispielsweise bei Garmin Fitness-Trackern ist nicht vorgesehen. Zielsetzungen für andere Parameter wie Kalorien, Kilometer oder ähnliches sind ebenfalls nicht möglich.

Motivation

Auch das Mi Band 2 soll dabei helfen, auf zu lange Phasen ohne Bewegung hinzuweisen. In der App kann dies aktiviert und deaktiviert werden. Dazu erfolgt nach einer Stunde Trägheit eine Inaktivitätswarnung mit zwei kurzen Vibrationen und einem Männchen auf dem Display, welches vom Stuhl aufsteht und losgeht. Danach ist man wieder für eine Stunde von diesem Hinweis erlöst. Die Motivation bleibt mit diesem kurzen Reminder minimal, wodurch die eigene Trägheit damit kaum überwunden wird. Diese Warnung kann in der App aktiviert und deaktiviert werden. Zusätzlich können Startzeit und Endzeit eingestellt sowie ein „Nicht stören“ (DND) Modus aktiviert werden.

   

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