Ciclo Navic 400 im Test: Der Orientierungs-Elefant

Das brandneue 4-Zoll-Navi von Ciclo musste sich auf ersten Testtouren bewähren – sogar mit einer Crash-Einlage
Ciclo Navic 400: ein großes, aber schlankes Navi, hier noch mit provisorischer Fahrradhalterung


Display: kein Sonnenanbeter

Ciclos neues Rad– und Wandernavi CN 400 haben wir bereits hier vorgestellt und konnten auf der Eurobike schon ein erstes Testmuster in Augenschein nehmen. Mit dem Eintreffen des ersten Serienmusters waren wir natürlich vor allem gespannt, wie sich das große 4-Zoll-Display im Sonnenlicht schlägt. Und hier zeigen sich in der Tat die Grenzen des großen Wegweisers: Bei direkter Einstrahlung sind Kartendetails kaum noch erkennbar, ähnlich den Teasi/Tahuna-Modellen. Hier sind die Garmin-Displays deutlich im Vorteil. Bei unseren Testfahrten mit relativ tiefstehender Wintersonne und strahlend blauem Himmel hingegen war der Bildschirm gut zu erkennen, insbesondere, wenn man mit dem Körperschatten die Spiegelungen etwas reduziert. Bei diesen Wintertagesfahrten reichte übrigens eine Hintergrundbeleuchtung von etwa 15% aus – das wirkt sich sehr positiv auf den Energieverbrauch aus.

Größen- und Displayvergleich: Ciclo Navic 400 (rechts) und Garmin Edge Explore (links)

 

Touchscreen: leichter Druck für alle Wetter

Der resistive – also druckempfindliche – Touchscreen reagiert feinfühlig und auch bei starker Nässe. Durch die großen Bedienfelder ist er auch mit dicken Winterhandschuhen leicht zu bedienen. Bei Nässe und Kälte ist er damit den kapazitiven Smartphone Displays deutlich überlegen.

Der CN 400 lässt sich Zeit, bis man mit dem bunten Menübildschirm endlich starten kann, bietet aber aber auch eine sinnvolle Trackaufzeichnungsautomatik

 

Einladung zur Bedienung

Der Startbildschirm lädt mit seinen großen, farbigen Menüflächen regelrecht zur Bedienung ein. Karten europäischer Länder sind vorinstalliert, Registrierungsprozesse gibt es (noch) nicht, somit kann man nach Lektüre der Schnellstartanleitung direkt auf Tour gehen. Bei der Streckenberechnung offeriert der CN 400 (analog den Falk-Geräten) aber leider eine fast unübersichtliche Vielfalt von Streckenberechnungsoptionen, durchzuführen in mehreren Auswahlschritten. Hier wäre weniger mehr, vor allem für Anfänger.

 

Routing: klassengemäß

Die Eingabe von Zielen erfolgt einfach, dank Auto-Vervollständigung auch deutlich komfortabler als bei manchem Garmin-Gerät. Flugs präsentiert der CN 400 einen Streckenvorschlag zum Ziel, auf Wunsch mit zwei Alternativen. Von der Qualität der berechneten Strecken (auch der Rundkurse) darf man keine Wunder erwarten, aber sie sind meist brauchbar. Besser: Strecke am PC planen und dann als gpx-Datei auf den CN 400 übertragen. In dieser Disziplin erweist der CN 400 hervorragende Qualitäten.

 

CN 400 am PC: gpx-Dateien werden in den Ordner „GPX-Import“ kopiert, Aufzeichnungen finden sich im Ordner „Recorded Tracks“

Gpx-Datei: kopieren, starten, losfahren

Die Schnellstart-Anleitung verschweigt leider eine der wichtigsten Funktionen, nämlich das Übertragen von gpx-Tracks, die als fertige Tourenvorschläge aus dem Internet heruntergeladen werden können. Dabei ist es so einfach: CN 400 an den PC anschließen, gpx-Datei in den Ordner „GPX-Import“ kopieren, fertig. Lobenswert: Der Navic 400 liest auch komplexe gpx-Dateien aus, die mehrere Tracks und Wegpunkte enthalten. Leider findet man diese „übertragenen Tracks“ dann nicht mittels des Menüpunktes „Gespeicherte Touren“, sondern unter „Extras“.

Kartenbildschirme, hier schon in der abgedunkelten Nachtansicht – sogar eine Legende ist einblendbar

Kartendarstellung: informativ, aber langsam

Der Hauptkartenbildschirm zeigt eine sinnvolle Datenfeld-Einteilung: oben links die voraussichtliche Ankunftszeit, in der Mitte die bevorstehenden Abbiegehinweise, daneben rechts ein Datenfeld mit der Distanz zum Ziel.

Diese Datenfelder verschwinden durch Bedienung des Menüknopfs unten rechts. Dort kann man ein- und auszoomen und die Karte verschieben. Leider können die Datenfelder nicht permanent weggeblendet werden. Der Kartenaufbau dauert relativ lang, das strapaziert immer wieder die Geduld.

Das Kartenbild verrät den CN 400 als Falk-Follower, denn es gleicht sehr den Falk-Navis. Auch hier bunte Farben sowie eine deutliche Tracklinie in dunkelblau und grün, wobei die grünen Linienabschnitte in Waldgebieten je nach Lichtverhältnissen nur schwer zu erkennen sind. In Siedlungsgebieten überschwemmen zuweilen Massen von POIs das Kartenbild, die einzeln aufgrund ihrer Miniaturgröße kaum zu identifizieren sind. Leider sind auch viele Schriften (besonders die der Wegpunkte) sehr klein geraten. Insgesamt zeigt sich aber ein sehr schönes und informatives Kartenbild.

 

Navigation

Die Richtungsanzeige ist etwas träge. Das Gerät dreht zuweilen nur langsam in Fahrtrichtung, daran ändert auch die Kalibrierung des Kompasses nichts. Beim Anhalten schwenkt das Display häufig komplett in die entgegengesetzte Richtung, das ist etwas nervig. Während der Fahrt bleibt es aber stabil.

Abbiegehinweise erfolgen auf dem Kartenbildschirm, aber in einem sehr kleinen Datenfeld, und sind nur schwer zu entziffern. Die zusätzlich erfolgenden Piepstöne sind relativ leise und bei aufgesetzter Helmmütze kaum noch wahrzunehmen. Zudem erfolgen sie häufig erst direkt am Abbiegepunkt und nicht einige Meter zuvor.

Wenn man den gewählten Track verlässt, erfolgt schon nach wenigen Metern ein akustischer Alarm, und das Abbiegefeld zeigt Umkehren an. Mit der Neuberechnung der Strecke lässt sich der CN 400 zwar einige Zeit, aber dann wird man auf neuem Wege zum alten Track geleitet.

Übertragene Tracks finden sich im „Extras“-Menü- dann erfolgt eine Startprozedur in mehreren Schritten, genau wie bei den früheren Falk-Geräten

 

Absturz: Beim zweiten Mal geht’s

Unser Testgerät wies noch einige Stabilitätsprobleme auf. So stürzte er häufig ab, wenn eine Streckenberechnung „direkter Weg zum Track“ erfolgen sollte und wir uns auf bereits auf dem Track befanden. Es brauchte dann aber immer nur einen weiteren Neustart, damit der Navi die Strecke wie gewünscht ausrechnete, anzeigte und führte. Das war unterwegs durchaus lästig, denn die neuen Berechnungen erforderten einige Bedienvorgänge, vor allem stellte hier die sehr lange Startzeit des Navic von über einer Minute den Nutzer erneut auf die Geduldsprobe.

Unser Tipp: Beim Start einer Strecke nicht „Track in Route umwandeln“ wählen, sondern „Trackführung direkt starten“, dabei haben wir keine Abstürze vermerkt, und es werden auch wichtige Werte wie Ankunft am Ziel und Distanz zum Ziel angezeigt. Auch die Warnung bei Verlassen eines Tracks erscheint deutlich durch einen Pfeil.

Update (10.1.2020): Beim Gerät mit der aktualisierten Firmware (Januar 2020) traten diese Stabilitätsprobleme nicht mehr auf

Trackaufzeichnung: vorbildliches Management, gute Genauigkeit

Zur Trackaufzeichnung gibt es eine besondere Taste am seitlichen Gehäuserand, aber zum Start der Aufzeichnung ist sie eigentlich gar nicht notwendig.  Das Gerät merkt, wenn es bewegt wird und fragt per Bildschirmdialog nach, ob man de Trackaufzeichnung starten möchte. Gestoppt wird dann über die seitliche Taste. Hervorragend: Selbst bei komplettem Ausschalten des Gerätes wird die Trackaufzeichnung automatisch wieder gestartet, und es resultiert eine einzelne Aufzeichnungsdatei. Die aktive Aufzeichnung wird durch einen kleinen roten Punkt oben links am Displayrand angezeigt.

Trackaufzeichnung des CicloNavic 400 in Berlin

GPS-Empfang: gut

Das Gerät findet nach dem Start schnell seine Position, und selbst in den Häuserschluchten von Berlin gab es kaum Aussetzer. Wie schon bei Falk wird jede Sekunde im gpx-Format protokolliert, dies führt zu relativ großen Aufzeichnungsdateien.

 

Höhenaufzeichnung des Navic 400 (grüne Linie): Sprünge nach einer Pause und nach der manuellen Kalibrierung. In Rot der gleiche Track, mit Höhendaten aus einer Referenzkarte versehen.

Höhenakrobat

Die Höhenmessung des CN 400 präsentierte häufig erstaunliche Werte. In Berlin starteten wir bei Minus 152 Meter und stiegen virtuell auf Minus 220 Meter hinab. Auch eine manuelle Kalibrierung half nicht viel, und nach Pausen verzeichnete das Gerät zuweilen drastische Sprünge. Hier sollte Ciclo noch nachbessern.

Update (10.1.2020): Beim Gerät mit der aktualisierten Firmware (Januar 2020) zeigte das Gerät auch zu Beginn schon die korrekte Höhe an. Eine Nachkalibrierung unterwegs nach der Hälfte der Testtour war kaum notwendig, die Differenz zur korrekten Höhe betrug nur 9 Meter.

Töne: gar nicht elefantös

Der CN 400 hat leider keine Lautsprecher (hier hätten wir uns die Falk-Tradition gewünscht) und kann auch nicht über Bluetooth kommunizieren. Sprachführung klappt also nicht, aber immerhin meldet er Richtungswechsel und Trackabweichungen über Piepstöne. Bei unseren Winterfahrten mit Helmmütze waren sie aber kaum zu verstehen.

Nachtfahrt mit Smartphone und Google Maps (links) und Ciclo Navic (rechts)

Nachtfahrt – schöne Karte, wo sind die Tasten?

Bei Fahrten in der Dunkelheit wird die Kartendarstellung mit einer Art Grauschleier überzogen – sehr schön, denn dadurch bleiben das gewohnte Kartenbild und die Orientierung damit erhalten. Die sonst oft übliche invertierte Darstellung auf anderen Geräten verwirrt hingegen meist. Die Tasten sind leider nicht beleuchtet, das erschwert die Suche nach der häufig genutzten „Home“-Taste.

Gewicht: leichte Masse

Mit 182 nachgewogenen Gramm erscheint der CN 400 bezogen auf seine Größe sogar relativ leicht und bewegt sich in der Klasse eines Smartphones am Lenker, allerdings kennen wir noch nicht das hinzuzurechnende Gewicht der Fahrradhalterung.

Elefantenfutter

Weil bei GPS-Geräten die Displaybeleuchtung in der Regel der Hauptenergiefresser ist, waren wir natürlich sehr interessiert, wie sich der CN 400 verhält – und können auf diese Frage leider noch keine befriedigende Antwort geben. Denn unsere Testfahrten verliefen häufig bei niedrigen Temperaturen, aber auch mit reduzierter Hintergrundbeleuchtung. Nach vorsichtigen Schätzungen sollte der 3000mAh-Akku aber auch für längere Tagestouren (7-9 Stunden) ausreichen. Bei 100 % Hintergrundbeleuchtung wird nach etwa drei Stunden Schluss sein.

Software, Handbuch, Update, Fahrradhalterung?

Zum Testzeitpunkt gab es auf der Ciclo-Seite noch kein pdf-Handbuch, und auch von einer Kartenverwaltungssoftware (wir hätten jetzt einen Falk-ähnlichen Navi-Manager vermutet) war noch nichts zu sehen. Auch auf die Fahrradhalterung sind wir noch gespannt. Leider passt keine der „Kollegen“ (also Mio, Sigma oder TwoNav) auf den Sockel des CN 400.

Update (10.1.2020): Die nun gelieferte Fahrradhalterung hat unterschiedliche Distanzstücke für verschiedene Lenkerdurchmesser und kann sicher befestigt werden. Sehr praktisch: es braucht nur eine Achteldrehung, um das Gerät ein- oder auszuklicken. Das kann bei dem oft beengtem Raum am Lenker sehr vorteilhaft sein, insbesondere bei der Größe des Ciclo Navic. Duch die Masse des Navic 400 und die vorgelagerte Befestigungsposition kommt es leider zu Vibrationen, die das Ablesen je nach befahrerer Wegoberfläche deutlich erschweren können.

Crashtest: Dickhäuter

Bei unserem unfreiwilligen Crashtest stürzte der CN 400 bei langsamer Fahrt auf eine Kopfsteinpflasterstrecke. Das Display wies danach einige leichte Kratzer auf, der Body ein paar Macken, das Gerät blieb aus. Mit dem Anschluss an den heimischen Rechner konnte es aber wieder zum Leben erweckt werden und versah daraufhin seinen Dienst, als wäre nichts geschehen. Sogar die Trackaufzeichnung war noch vorhanden. Ein Lob an Hard- und Software!

Unser Fazit:

Man muss Geduld mit ihm haben, er mag keine pralle Sommersonne, und er braucht noch etwas Entwicklungsarbeit. Aber sonst ist er ein zuverlässiger, robuster und relativ einfach zu bedienender Begleiter für Rad- und Wandertouren. Dazu verfügt er über Fähigkeiten, die erst beim zweiten Blick erscheinen. Mit 230 Euro ist der Navic 400 zwar kein Schnäppchen, aber bietet sehr viel Navi für wenig Geld.

Technische Daten finden sich auf der Herstellerseite

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