TwoNav Cross im Test

Das neue TwoNav Cross ist ein leichtes GPS-Handgerät mit breitem Einsatzspektrum und langer Akkulaufzeit…

Das TwoNav Cross haben wir hier bereits vorgestellt und charakterisiert. Dieser erste Test bezieht sich insbesondere auf die Eignung für kürzere und längere Radtouren. Zum Vergleich zogen wir ein Garmin Edge 1030 Plus heran.

Inbetriebnahme: einige Schritte, gute Services

Das Gerät kann registriert werden, das ist jedoch keine Pflicht. Wenn man sich aber registriert, gibt es durchaus nützliche Services dazu: Cloudspeicher, Notrufservice und eine mächtige Planungssoftware. Als Online-Platz steht die hauseigene GO-Cloud zur Verfügung, um unterwegs Tourendaten synchronisieren zu können. Wer möchte, kann SeeMe einrichten, einen Notrufdienst, der dann für drei Jahre kostenlos zur Verfügung steht. Sehr gut: Die Software CompeGPS Land ist ebenfalls kostenlos im Kaufpreis enthalten und stellt sich als mächtiges Planungstool heraus, welches sich nicht nur mit Garmins BaseCamp, sondern sogar mit Profiprogrammen wie QuoVadis messen kann. Im Gegensatz zu Garmins Basecamp wird CompeGPS Land auch aktuell weiter gepflegt. Wer es nutzen will, muss aber ein paar Stunden investieren, um sich in das leistungsfähige Kartentool einzuarbeiten. Und für diejenigen, die ihre Tourenplanung und -verwaltung nicht komplett umstellen wollen: der Einsatz des TwoNav Cross geht auch ohne Cloud, SeeMe oder CompeGPS Land. Das haben wir weiter unten im Kapitel „Datenmanagement“ beschrieben. Auf jeden Fall sollte man das Cross aber mit dem hauseigenen WLAN verbinden – dies erleichert anstehende Updates.

Zu den ersten Schritten mit einem TwoNav-Gerät gibt es hier ein kurzes Video (knapp 4 Minuten)

Das Hauptmenü des Cross (links) ist erfreulich knapp und übersichtlich gehalten. Aktivitäten in der Go-Cloud werden auch auf dem Cross deutlich angezeigt

 

Display: gut ausgerichtet, gut ablesbar

Eine der spannendsten Fragen: schafft es das neue TwoNav-Gerät, die Standards von Garmin und Wahoo zu übertreffen? Unsere Erkenntnis: teilweise ja. Im Vergleich zu einem Garmin Egde 1030 Plus ist das Cross-Display in bestimmten Situationen sogar besser ablesbar. Hier stellt sich ein entscheidender Unterschied zu den Garmin-Modellen heraus: die aktuellen Garmin-Displays erreichen ihre optimale Lesbarkeit durch ihre hervorragende Transflektivität in einem bestimmten Winkel zur Lichteinstrahlung, sollten also am Lenker etwas um die Achse gedreht werden können. Das TwoNav Cross hingegen sollte direkt zum Gesicht des Fahrers ausgerichtet werden. Die automatische Helligkeitsregelung funktioniert sehr gut.

Garmin Edge 1030 Plus (links) und TwoNav Cross (rechts). Je nach Ausrichtung zur Sonne zeigen die Displays jeweils ihre Stärken. Die OSM-Karte des Cross ist bunter, Straßennamen werden erst in höheren Zoomstufen sichtbar.

 

 

Wer möchte, kann auch auf dem Cross eine 3D-Darstellung wählen (links). Das mittlere Bild zeigt einen zur Navigation ausgewählten Track, rechts sieht man, wie derselbe Track auch nur einfach auf der Karte eingeblendet werden kann.

 

Kartengrundausstattung: ausreichend

OSM-Karten von einigen europäischen Ländern sind vorinstalliert, die Deutschland-Karte muss allerdings in den Einstellungen aktiviert werden. Das Kartenbild ist Geschmackssache – im Vergleich zu den Garmin-Karten werden kräftigere Farben verwendet, Straßennamen sind bei Garmin meist besser lesbar. Aber das Wichtigste ist sehr gut gelungen, nämlich die deutlich lesbare Darstellung des Tracks bzw. der aktivierten Route zur Navigation.
Um weitere Karten auf das Cross zu laden, muss die Software „TwoNav Downloader“ auf dem PC/Mac installiert werden. Gratis gibt es eine Region als amtliche topographische Karte im sehr detaillierten Maßstab 1:25.000 dazu. Beim Installieren dieser Regionskarte wird dann einiger Datentransfer nötig – die Software ruft knapp ein Gigabyte ab, da eine deutschlandweite Karte im Maßstab 1:100.000 gleich mitinstalliert wird. Leider gibt es für die TwoNav-Fans kein so umfassendes Angebot an frei zugänglichen Karten wie für die Garmin-Welt.

Kreativpotential: die zahlreichen Darstellungsmöglichkeiten auf der Kartenseite

 

 

Kartendarstellung: sehr praxistauglich

Sehr schön: Das Cross kann so konfiguriert werden, dass die Kartenseite das gesamte Display ausfüllt und keine störenden Datenfelder bleiben. Per Fingertipp aufs Display erscheinen Kartenfunktionen wie „Plus“- und „Minus“-Felder zum Zoomen, zum Umschalten der Kartenausrichtung nach Norden bzw. in Fahrtrichtung und als 2D/3D-Ansicht. Beim nächsten Tipp verschwinden sie wieder – sehr praktisch. Ein anderes Feld ermöglicht die Einblendung weiterer Menüfunktionen.
Zoomen erfolgt durch Drücken der beiden seitlichen Tasten – das ist beim Wandern optimal. Zur Bedienung am Fahrradlenker eignen sich eher die Zoomfelder auf dem Bildschirm. Auch das vom Smartphone gewohnte Fingerspreizen ist möglich. Insgesamt zeigt sich die Bedienung der bei Touren vielfach genutzten Kartenseite als überaus praxistauglich.

Praktisch: duch Antippen der oberen Leiste werden die Statusinformationen aufgerufen und können schnell angepasst werden

 

Haptik, Bedienung und Performance

Das Cross arbeitet zügig und setzt Eingaben rasch und meist verzögerungsfrei um. Beim Kartenaufbau und Kartenverschieben merkt man deutlich, dass (in unserem Fall) Rasterkarten zu verarbeiten sind, und mit deren Anzeige bleibt das Two-Nav-Gerät immer noch im Komfortbereich. Der Touchscreen reagiert sensibel, wenngleich hier die Garmin-Geräte der Top-Klasse noch etwas feinfühliger sind. Die Tasten benötigen etwas Fingerdruck und können auch mit unterschiedlichen Funktionen belegt werden. Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass sich die Tasten gegenüberliegen – drückt man eine zu fest, könnte auch die andere reagieren. Sehr praktisch ist die „Zurück“-Taste am rechten Seitenrand des Gerätes – so gelant man auch aus verschachtelten Menüs schnell wieder heraus. Beim Menüaufbau und bei der Bedienung spürt man – trotz zahlreicher Einstellungsmöglichkeiten – eine erfreuliche Vereinfachung gegenüber den früheren TwoNav-Modellen. Andererseits bietet das Cross zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten und damit Kreativpotential. So lassen sich neben zahlreichen Alarmen auch Track- und Positionsdarstellung modifizieren.
Sehr erfreulich: unser Cross lief den gesamten Test über stabil, Abstürze konnten wir nicht verzeichnen. Etwas Optimierungspotential besteht noch in den deutschen Übersetzungen der Menüs und Anweisungen.

Optionen zur Zieleingabe auf einem Cross

 

Navigation: kartenorientiert mit Piepshilfe

Die Navigation gestaltet sich sehr einfach: auf „Start“ gehen, dann „Nach einer Route“ wählen und dann „Gehe zu“. Jetzt wird die „Route“ auf der Karte als deutliche blau-weiß-blaue Linie angezeigt, der man einfach nachfährt. Bei Abweichung von der Strecke erfolgt ein akustischer Alarm und eine Meldung „Kursversatz“ mit der Distanzangabe, wie weit man aktuell von der geplanten Strecke entfernt ist. Eine aktive Rückführung gibt es in diesem Modus nicht. Aktiviert man jedoch nach Auswahl der Strecke (über das Drei-Punkte-Menü rechts unten) bei den „Einstellungen“ das Autorouting, so berechnet das Cross den Track auf seiner Karte neu und gibt auch Abbiegeinformationen heraus – allerdings nur als Piepstöne, nicht als Sprachkommando. Die Alarmfunktionen (zum Beispiel Abweichung vom Track in Metern oder Wegpunktannäherung) können an eigene Bedürfnisse angepasst werden.

Bei den Routingeinstellungen hält sich das Cross etwas zurück, aber Neuberechnungsoptionen sind einstellbar

 

Routing und Zieleingaben

Das Kfz-ähnliche Routing mit Zieleingabe nach Adressen und die Navigation über Abbiegehinweise und Sprachansage (also wie bei komoot oder Google Maps) ist nicht die Welt des Cross. Die Suche nach Adressen ist nur mit kostenpflichtigen TomTom-Karten möglich. Mit anderen Zieleingaben ist ein Routing möglich, und die Streckenführung ist auch schnell berechnet. Die Ergebnisse dieser Berechnungen (die durchaus flott vonstatten geht) hingegen haben uns nicht überzeugen können – aber das haben die Mitbewerber auch noch nicht im Griff. Also gilt auch für das Cross: am besten die Touren am PC oder auf der App planen und dann auf das GPS-Gerät übertragen.

Zur Zielführung stehen neben Routen und Wegpunkten weitere Optionen zur Verfügung, so etwa POIS (abhängig von der geladenen Karte), Koordinaten oder einfach ein Punkt auf der Karte.

Die Satellitenseite ist etwas versteckt, aber hier lässt sich sehr gut der Fortschritt der Empfangsqualität nachvollziehen. Blau ist GPS, Violett  ist Glonass und Rosa Galileo.

 

 

Satellitenempfang: langsamer Start, aber sehr gute Positionierung

Für den exakten Positionsempfang sollte man dem Cross ein paar Minuten gönnen, aber dann zeichnet es sehr präzise seine Strecken auf. Dank des aktuellen Chips können GPS, Glonass und Galileo gleichzeitig empfangen werden – das bietet Garmin beispielsweise erst mit seinen ganz neuen GPSMap65-Geräten. Unterwegs erwies sich die Positionierung des Cross als deutlich exakter gegenüber unserem Garmin Edge 1030 Plus. Gerade bei langsamen Fahrten und häufigen Pausen war der 1030er merklich ungenauer, die Länge der aufgezeichneten Strecke lag um knapp 10 Prozent über der des Cross. Der Garmin erfasste hingegen die Ausgangshöhe genauer – aber dies kann man bei beiden Geräten durch manuelle Kalibrierung des barometrischen Höhenmessers exakt einstellen.

 

Empfangsvergleich TwoNav Cross (grün) und Garmin Edge 1030 Plus (violett) als Ausschntt einer Tour. Der Edge 1030 wich in den meisten Situationen deutlich stärker von Referenzweg (feine schwarze Linie ) ab als das Cross.

 

Höhenmessung TwoNav Cross (rot) im Vergleich zum Garmin Edge 1030 Plus (grün). Die beiden Geräte wurden zu Beginn der Tour kalibriert. Durch die zahlreichen kleinen Abweichungen ergab sich beim Edge 1030 eine längere Streckendistanz, das Cross war hier präziser.

 

Datentransfer: Kabel, Cloud, noch kein komoot

Wer es sich ganz einfach machen will, schließt das Cross per Kabel (hierfür nutzt TwoNav ein USB-C-Kabel) an seinen PC an und kopiert Touren als gpx-Daten in das leicht zu merkende Verzeichnis „Data“. Dann liest das Cross die Daten aus. Zur Navigation sind sie über den Menü-Button und dann unter „Routen“ aufrufbar (was bei Garmin „Tracks“ oder „Strecken“ genannt wird, sind beim Cross „Routen“). Für kabellose Datenübertragung kann man Tourendaten auch per PC in die „Go-Cloud“ hochladen und auf dem Gerät synchronisieren. Auch über die „Link“-App des Smartphones können Tourendaten schnell und unkompliziert an das Cross gesendet werden – ohne Mobilfunkverbindung. Die „Link“-App kann dabei gpx-Daten importieren, die in einem beliebigen Verzeichnis auf dem Smartphone liegen. So ist es dann beispielsweise möglich, auf anderen Plattformen wie z.B. komoot oder Outdooractive zu planen und dies dann auf dem Cross zu nutzen. Eine direkte komoot-Schnittstelle besitzt das Cross noch nicht, aber über die Link-App kann man auf Portale wie Strava, Training Peaks, aber auch Dropbox oder Google Drive zugreifen.
Leider las unser Cross nicht alle unserer gpx-Testdaten aus – diejenigen, die neben Tracks auch noch Wegpunkte enthielten, wurden zwar übertragen, aber nicht geöffnet. Streckenaufzeichnungen speichert das Cross im trk-Format ab, und die können beispielsweise mit dem kostenlosten Routeconverter geöffnet werden.

Die Unterseite des Cross mit dem zeitgemäßen USB-C-Anschluss. Links daneben die Öffnungen für eine Handschlaufe, die allerdings im Lieferumfang nicht enthalten ist.

 

Sensorik: nicht immer sensibel

Über ANT+ und Bluetooth können nicht nur die üblichen Sensoren (Herzfrequenz, Geschwindigkeit, Trittfrequenz), sondern auch Leistungsmesser gekoppelt werden, die bei anderen Geräteherstellern den Premiummodellen vorbehalten sind. Wir haben für unsere Fahrten nur einen ANT+ Herzfrequenzgurt eines Fremdherstellers (Sigma) gestestet. Die Kopplung gelang zuhause problemlos, während der Fahrt weigerte sich das Cross allerdings beharrlich, den Brustgurt wiederzuerkennen.

Rückseite des Cross mit dem Sockel für die Fahrradhalterung, die ihren Dienst bei uns praktisch und zuverlässig versah

 

Ausdauer

Das Energiemanagement und der 3300 mAh-Akku des Cross haben uns begeistert. Nach einer 45-km-Tour (Tracknavigation, Automatische Helligkeitsregelung, 16° Außentemperatur) über 4 Stunden (mit Pausenzeit, aber eingeschaltetem Gerät) stand der Akku noch bei 85 %. Das würde die angegebene Laufzeit von 20 Stunden noch deutlich übertreffen. Die automatische Helligkeitsregelung des Cross-Displays hat sich hierbei sehr gut bewährt und trägt vermutlich deutlich zur Energieeinsparung bei, ähnlich wie bei einigen Garmin-Edge-Modellen. Somit ist das Cross durchaus für Mehrtagestouren geeignet.

 

Notfallservice

TwoNav arbeitet mit SeeMe zusammen, einem Onlineservice für Live-Tracking und Notfall. Beim Cross funktioniert dies nur mit einem gekoppelten Smartphone. Die Einrichtung ist einfach, allerdings sendet SeeMe die Bestätigung an die angegebene Kontaktadresse auf Spanisch, was leicht zu Irritationen und Spamverdacht führen kann.

 

Fazit:

Das TwoNav Cross ist ein für alle Arten von Rad- und Wandertouren sehr gut geeignetes, praktisch bedienbares, robustes und überaus ausdauerndes Outdoor-Navi, mit gutem GPS-Empfang und vielen Möglichkeiten zur Übertragung von Tourendaten. Sein Display reicht bei starker Umgebungshelligkeit nicht an die Kontrastfähigkeit der Garmin-Geräte heran, ist in anderen Situationen aber überlegen. Wenn man es einmal eingerichtet hat, ist es sehr einfach zu bedienen. Für den Preis von 299,- Euro ist das Cross kein Schnäppchen, aber durchaus preiswert.

Das TwoNav Cross kostet EUR 327,36 € bei Amazon . Neu und gebraucht gibt es das Cross auch bei Ebay.

Plus

 Einfache und übersichtliche Tourennavigation
Sehr gutes, ausreiches großes Display
Lang laufender Akku
Vielfältig konfigurierbar (insb. Karten- und Trackoptionen)
Einfacher Datentransfer, per Kabel und drahtlos (u.a. WLAN)
Präzise Aufzeichnung (auch der Höhen)
Sehr robustes Gerät
Aktueller USB-C-Anschluss
Sehr praktische Fahrradhalterung
Viele kostenlose Services (Planungssoftware, Cloud, App etc.)

Minus

Adressuche nur mit kostenpflichtigen TomTom-Karte
 Routingergebnisse nicht optimal
OSM-Karten etwas bunt, Straßen-/ Wegpunktnamen nicht optimal lesbar
Sensor nicht immer zuverlässig koppelbar
Schwächen beim Auslesen einiger gpx-Dateien (Tracks mit Wegpunkten
etwas langsame Zeit für den ersten Positionsfix

 

 

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