iPhone 4S: Neue Technik in altem Gewand

Performance und Bedienung

Nach dem Einschalten benötigt das iPhone ungefähr eine Dreiviertelminute bis zur Eingabe der PIN. Das ist keine unbedingt schlechte, aber auch keine rekordverdächtige Zeit für das Hochfahren. Ein Fastboot-Modus fehlt.

Haben wir die reine Hardware noch leicht bekrittelt, so wendet sich das Blatt bei der Performance. Apple scheint es wieder einmal gelungen zu sein, die Hard- und Software optimal miteinander zu verweben.

Die Benchmarks im Vergleich zum Vorgänger iPhone 4 deuten auf einen Quantensprung hin, denn die Test-Laufzeit ist glatt halbiert.

Obwohl es uns an eigenen Benchmark-Tools zum Vergleich mit anderen Top-Smartphones mangelt, deuten erste Leistungstests darauf hin, dass trotz magerer 800 MHz Taktung der Doppelkern-CPU, das iPhone 4S so manchen Mitbewerber weit hinter sich lässt.

Nur das Samsung Google Nexus schlägt derzeit das neue iPhone in der Disziplin Sunspider-Benchmark (Browsing). Allerdings ist das iPhone bei Web Benchmarks generell zu hoch bewertet, da es nicht flash-fähig ist. Entsprechende Flash-Tests werden mit 0 Sekunden gemessen und verfälschen das Bild zugunsten des iPhone.

Beim Thema Grafik hat jedoch das iPhone 4S die Nase vorn (nur die Offscreen-Tests taugen zum Vergleich). Offenbar ist Apple nicht nur eine bessere Hard-/ Softwareabstimmung, sondern auch die bessere Einbindung der GPU (Apple: SGX 543MP2, Samsung Google Nexus: SGX 540) gelungen. Allerdings sind derzeit Apps, die diese Leistung abrufen können, dünn gesät.

Kleiner Wermutstropfen: iPhone 4S Nutzer beklagen deutlich zu niedrige Akku-Laufzeiten, die wir prinzipiell bestätigen können. Dass etwas nicht stimmt, zeigt schon die reduzierte Standbyzeit im Vergleich zum iPhone 4: theoretische 200 Stunden statt 300 Stunden. Das ist unterdurchschnittlich.

Es scheint nicht nur an der fast gleich gebliebenen Akkukapazität bei gewachsenen Anforderungen zu liegen, sondern eine Macke im Betriebssystem zu sein. Apple hat versucht, das Problem mit einem Update von iOS 5.0.0 auf 5.0.1 in den Griff zu bekommen, doch es fruchtete nichts. Schuld sollen nicht nur (wie von uns gemeldet) GPS und die Mobilfunknetzsuche sein, sondern auch die neue Sprachsteuerung Siri, wie Nutzer eines gehackten iPhone 4S berichteten. Nun liegt die Hoffnung auf dem Update auf iOS 5.0.2.

Performance-Fazit

Das iPhone 4S ist ein Leistungsbolide mit Akku-Problemen, von denen wir erwarten, dass Apple sie in naher Zukunft in den Griff bekommt. Nur so ist die Höchstnote gerechtfertigt.


Wie beim Gehäuse-identischen iPhone 4 beschränkt sich das iPhone 4S bei den Hardwaretasten auf das Wesentliche. Mit einer Lautstärkewippe, einem Klingelton-Sperrschieber und der Zentraltaste (Home Button), die sich erneut als zuverlässige Paniktaste bei möglichen Verirrungen erweist und sicher zum Startbildschirm zurückgeleitet, ist das Repertoire erschöpft. Der Rest wird der Software- und Sprachsteuerung überlassen.

Etwas unübersichtlich ist die Struktur bei den Einstellungen, bei denen sich der Nutzer teilweise durch viele Unterstrukturen tanken muss, um zum gewünschten Punkt zu gelangen. Ansonsten präsentiert sich die Oberfläche mit dem Startbildschirm und den wichtigsten Apps wie gewohnt erfreulich aufgeräumt und intuitiv bedienbar. Nur die für Apple wichtigsten Funktionen – Telefon, E-Mail, Safari-Internetbrowser und Musikplayer – sind nicht wegslidebar, sondern auf jedem Screen im unteren Drittel fest fixiert, lassen sich aber auch durch andere Programme austauschen.

Die Software-Tastatur ist vergleichsweise mickrig ausgefallen und kann unschönerweise keine Kleinbuchstaben darstellen. Der AppStore hält mehr oder weniger sinnvolle Ergänzungen oder Alternativen bereit, manche sogar gratis.

Multitouch erkennt mehrfaches Tippen, unterstützt Auf-/Zuziehen, Tippen mit zwei Fingern und kann die Darstellung des Bildschirminhalts durch diagonales Auseinander- bzw. Zusammenziehen mit zwei Fingern stufenlos vergrößern oder verkleinern (pinch zooming).

Ein Clou des iPhone 4S ist natürlich die intelligente Sprachsteuerung Siri, die richtig Laune macht, sei es auch manchmal durch unfreiwillige (?) Komik. Siri akzeptiert tatsächlich eine Reihe von frei formulierten Befehlen oder Fragen und reagiert wie in der Werbung versprochen („Brauche ich übermorgen einen Regenschirm? – Es sieht auf jeden Fall nach Regen aus übermorgen.″). Fragen nach dem Verbleib des Partners („Ich weiß nicht, wer deine Ehefrau ist. Ich weiß noch nicht einmal wer du bist. Verrätst du es mir?″), nach dem verlegten Schlüssel oder gar dem Sinn des Lebens („Da bin ich überfordert″) beantwortet Siri wahrheitsgemäß bis witzig, auch wenn sie manchmal lange überlegen muss. Lediglich ein atemlos gestammeltes „Ich liebe dich″ quittiert Siri sofort, knapp und barsch mit „Unmöglich.″. Inzwischen gibt es Webseiten, die die witzigsten Antworten von Siri aufführen.

Offenbar hat den Programmierern der Job Spaß gemacht. Schade ist, dass bei Ortsfragen nicht automatisch Google Maps oder ähnliche Kartensoftware aufgerufen wird („Wo liegt Paris? – Entschuldige, leider kann ich dir mit Wegbeschreibungen, Verkehrsdaten und Karten nicht helfen.″). Siri ist allerdings noch im Beta-Stadium. Die endgültige Version soll auch Karten- und Navigationsfunktionen enthalten.

Übrigens: Die Frage nach dem Partnerverbleib könnte Siri auch beantworten, sofern der entsprechende Eintrag im Kalender und den Kontakten zu finden ist. Ob die Antwort der Wahrheit entspricht oder gefällt, steht auf einem anderen Blatt.

Warum funktioniert Siri so gut? Der Trick ist, dass die Sprachbefehle nicht offline auf dem Gerät verarbeitet, sondern online an Apple gesandt, dort übersetzt und ans iPhone zurückgeschickt werden. Experten befürchten hier auch ein Sicherheitsleck, weil Hacker die Kommunikation belauschen könnten, und haben Apple aufgefordert, die Lücke zu schließen.

Fazit zur Bedienung

Trotz mäßiger Tastatur vergeben wir die Bestnote, schon aufgrund der innovativen Siri. Wir gehen davon aus, dass Apple eventuelle Sicherheitslücken schließen wird.


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